als Kupferstecher in den humoristisch satyrischen Arbeiten, welche
einen grossen Theil seiner übrigens umfassenden Thätigkeit aus-
machen, den Hogarth des deutschen Nordens nennen kann und
durch Welchen die Technik des Stichis, der das ganze 18. Jahrhun-
dert vorzugsweise und mit Erfolg zugewandt war, ihren glänzenden
Abschluss findet. Mit ihm verglichen erscheinen J. W Meil (Jr 1805),
seit 1798 mit F. G. iVcitsclz (T 1828), Direktor der berliner Aka-
demie, und des ersteren Nachfolger J. Chr. Frisch (t 1815), trockene
Pedanten und bei wenig fühlbarer Mengs'schen Einwirkung die
langweiligsten Vertreter des abgelebten Zopfstyls, der sich trotz
allerhöchster Dekretirung eines neuen Aufschwunges vom Jahre 1800
selbst noch in unser Jahrhundert hereinschleppte. Mit Recht nennt
demnach Raczynskit) Berlin bis zum Jahre 1814 in Hinsicht der
Künste (er versteht darunter hier ohne Zweifel lediglich die Malerei,
und auch hievon sind Chodowieckys Arbeiten auszunehmen) eine
Wüste, während Goethe, der sich doch selbst erst allmälig von der
Schätzung der Zopfkunst abwandte, in den Propyläen (1800) den
Berliner Künstlern den Vorwurf macht, dass sie ihre Kunst allzu
prosaisch auffassten.
Solche abfällige Urtheile verdienen die beiden anderen Künste
in Berlin weder zu Anfang des Jahrhunderts noch an dessen Ende.
Denn am Beginn dieses Zeitraums wirkte noch der grosse Scklüter;
1703 kam das schon erwähnte Denkmal des grossen Churfürsten
zur Aufstellung und der Schlossbau näherte sich seinem Ende. In
(lef Innendeßüfäiion fand der Künstler als Bildhauer die mannig-
fachste Gelegenheit zur Bethätigung. Kamine, Friese, Gesimse, Decken,
ja selbst das Schnitzwerk der Läden athmen, soweit sie figürliche-
Zierden enthalten, den Geist der berühmten Masken des Zeughauses
und verrathen auch im reinen Ornament die sicherste Beherrschung
und Combination der traditionellen Formen seiner Zeit. Sein Neben-
buhler und seit 1707 Nachfolger, Freiherr Eosander mit dem Bei-
namen von Göthc, weil er in Gothland geboren, wie der obenge-
nannte De Bodt, der seine letzte Thätigkeit im Dienste der Chur-
fürsten von Sachsen verbrachte, erreichen ihn wenigstens an Ideen-
fruchtbarkeit und Gediegenheit keineswegs, obwohl ihre technische
Tüchtigkeit die schnöde Verdrängung des (1714 in Petersburg ver-
storbenen) Vorgängers vielleicht weniger bereuen liess.
i") Gesch. d. neueren deutschen Kunst III. Band (1841) Anfang.