Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

sind, wird doch die an sich liebliche Arie seines Pinsels ermüdend. 
Auch das historische Genre, an dessen Spitze der effektvolle IV. lHeg 
steht, erfreut sich keiner besonderen Zugkratt. Der technisch tüchtigste 
unter den hieher gehörigen Pilotyschülern, J. Beim-zur, zeigt ZWGP na- 
mentlich in Rococodarstelltingen grosse Erfolge in der Wiedergabe des 
Beiiverks, der Stotie und Geräthe, vermag jedoch die Charakteristik des 
Lebenden nicht zu gleicher Höhe zu erheben. Andere, wie F. Burfh, 
J. Hertericlz, O. Seitz, suchen die der historischen Darstellung nöthige 
Mitte zu linden, haben sich aber bisher im Erfolge unsicher be- 
wiesen. Auch das schon in den ersten Proben überraschende Ta- 
lent IIerm. Kaulbcichrls, des Sohnes unseres weltbekannten Meisters, 
fühlte sich in richtiger Empfindung dessen, was der bis inls Detail 
durchgeführte coloristische Realismus verlangt, Wohler im reinen 
und vorwiegend eleganten Genre, als in der Darstellung histori- 
scher Persönlichkeiten, in der Weise, welche L. r. Hagn, geb. 1820, 
der in seiner wömischeii Bibliotheka eines der feinsten Interieurs 
der neueren Zeit gegeben, seit längerer Zeit angebahnt hatte. 
Moderne Eleganz weiss Claud. Schraudolplz, jun., neben H. Kaul- 
bach das hervorstechendste Beispiel des durch die Zeit unver- 
meidlichen Abfalls von der väterlichen Richtung, stinnnungsvoll 
zu erfassen. 
Dankbarer als diese zumeist auf der Gränze zwischen dem Genre 
und 
de 
Gebiete 
der 
idealen 
und 
historischen 
Kunst 
schwebenden 
Stoffe erwiesen sich jene, welche von jeher den Haupttumnielplatz 
der Gcnremalerei bildeten, nemlich die der kleinbtirgerlichen und 
bäuerlichen Sphäre. Ein wesentlicher Vorzug liegt schon in der 
prinzipiellen Auffassung dieser Gattung vornehmlich durch die Mün- 
chener Genremaler, welche in echt deutscher Gemüthlichkeit auf die 
einfachen Thätigkeiten, Unterhaltungen und Empfindungen des naiven 
Volkthumes einzugehen wissen, ohne in die Carricatur und Persiflage 
der Niederländer, in die llrIitleiderweckungsucht der Engländer oder 
in die landschaftliche Auffassung der Franzosen, denen das Land- 
volk wie Bäume oder Vieh nur als Theil der Stimmungslandschaft, 
zu erscheinen pflegt, zu verfallen. Ja statt Carricatur oder socialisti- 
scher Tendenz steigern manche das ländliche Leben zu beinahe idealer 
Ielühe, wie E. Young, welcher in Form und Farbe, in Genrestoff und 
Landschaft eine gleich festliche Schönheit anstrebt. Aelinliches er- 
strebt T11. hy-Iiiifz, wie jener ein Schüler Pilotfs, doch jetzt nach
	        
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