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auch ebenso gewandt Scenen aus dem dreissitgjährigt-n Kriege oder
aus der Zeit Sobiesky's wie modernes Genre mit polnischen Juden,
Jahrmärkten u. s. w. zu schildern vermochte. Friezl. Bodenmiiller
scheint erst durch die neueren deutschen Kriege zum Schlachtbilrl
geführt worden zu sein, während 0. r. Fuber du Faur von einer
breiten und kecken Pferdemalerei in der Weise Schreyers oder
Nieutowskfs ausging, und L. Braun in Nürnberg und H. Schau.-
mann sich nicht über militärisches Genre erhoben.
Das Bild niss der neuesten lilünchener Kunst verriith zwei ver-
schiedene Ausgangspunkte: das Studium der Alten und derben Realis-
mus. Die erstere Richtung hat in Franz Leubacli einen Meister ersten
Ranges gefunden. Wohl nicht ohne Antheil seines verdienten Gön-
ners, des Baron Schaek, in der Lage, Studien nach den Venetianern,
nach den Niederländern und besonders Rembrandt, endlich nach
den Spaniern zu nlachen, aus welchen herrliche Copien mehrer
Werke dieser Schulen hervorgingen, hatte der begabte Künstler (leren
Vorzüge sich überraschend eigen gemacht und verstand sie auch
unübertretflich zu verrverthen. Sieht man von seiner Neigung ab,
seinen Vorbildern bis zur Patina der Naehdunkelung zu folgen,
welche innnerhin als ein künstlerischer Hautgout zu bezeichnen ist,
so könnten sich Liebhaber der rembrandtesken wie der spanischen
Kunst der zumeist wohlgetroffenen und trotz einer oft an's Form-
lose streifenden Unbestimmtheit des Details doch ungemein charak-
teristischen Bildnisse aus ganzem Herzen erfreuen. TV. Leib! da-
gegen, geb. zu Cöln 1846, ist von seinem in Piloty's Schule er-
wählten Vorbilde, nemlich von van Dyck, abgegangen, um sich
entschiedenern Realismus in die Arme zu werfen, und hat hierin
schon Nachfolger gefunden. Als Realistist auch IV. Fzfissli, der
neuerlich leider München wieder xierlassen hat, zu rühmen. Sonst
leisten A. r. Holmbery, Fräulein A. r. BercÄ-lmlfz und im Aquarell
J. Rasch Anerkennenswerthes.
Im weiten und tippig cultivirten Gebiete des Genre erscheint
eine ideale Auffassung trotz Ramberg"s Vorgang, wenn man von den
an's Genrehafte streifenden Arbeiten der schon besprochenen Hi-
storienmaler absieht, ganz vereinzelt und auch da nicht sehr bedeu-
tend vertreten. Anmuthig zwar sind R. Beyschlcqfs Idyllen immer,
aber da seine hübschen mythischen oder modernen Mädchen in ihrer
süssen Backfischsclnvärmerei allzu typisch einem Modell entsprungen