wdie gekreuzigte Liartyrerina fand selbst in Paris ungewöhnliche
Anerkennung; doch liess sich nicht bezweifeln, dass ein grosser
Theil derselben dem stofflichen lnteresse entsprang: In der That
erlangten und verdienten auch die nächstfolgenden YVerke nicht die
gleiche Aufnahme, unter welchen nur wGretchen in der Walpurgis-
llälßhic und vdie blinde Lampenverkäuferin in den Katakombena über
das Gebiet des Wunderlichen hinausgeht, dem unter anderem der
stodte Affea und selbst das neueste Bild, die kLöwenbrauta, in der
Hauptsache 'l'hierstudien, in beinahe widerwärtiger Weise angehören.
Im Gebiet der Historie im engeren Sinne stellt sich Willzchn.
Limlclzsclzlzzidt, als der Sohn des gleichnamigen Cornelianers 1829
zu München geboren, obenan. Er hatte die Münchener Akademie mit
der Antwerpener vertauscht und seine Studien in Paris abgeschlossen,
war jedoch noch unentschlossen hinsichtlich der Fachwahl nach
Frankfurt zurückgekehrt. Es war ihm dort, wie seinen Genossen
während des Pariser Aufenthalts, V. Müller und A. Feuerbach, die
mächtige Wirkung des Gesammttones klar geworden, welchen er
jedoch im Gegensatz zu der grauen Haltung jener mehr in's Braune
stimmte, worauf schon seine belgischen Studien hingewirkt zu haben
scheinen. Von Frankfurt nach München übergesiedelt, erwarb er
sich bald durch eine Reihe von Historien- und historischen Genre-
Bildern aus der Reformationszeit ein verdientes Ansehen, indem die
i)Reformationsversammlung zu Marburgk und die vStiftung der Ge-
sellschaft Jesue durch ihre ernste, tiefe und gediegene Auffassung
und Behandlung, wie durch die harmonische Unterordnung der Farbe
unter den Gesammtton zu den Zierden der Pariser und der Mün-
chener Ausstellung (1867 und 1869) gehörten. Auch die Genre-
bilder ))L1Jtl19l' als Schüler im Hause der Frau" Gotta um Brod sin-
gende, wLuther bei Andreas Proles in der Lehrea und aÜlPiCh von
Hutteu, französische Ritter in die Flucht jagendc, stellten sich unter
die besten Werke des historischen Genres und strotzten von Kraft,
Wahrheit und empfundener Charakteristik. Dagegen leidet ein neue-
res Historienbild (Wiener Ausstellung), wTod des Prinzen Wilhehn
des Schweigsamen von Oraniena an einiger Leere der Gomposition
und allzu momentaner Bewegtheit, während seine aVGDIJS bei der
Leiche des Adonisk durch einen an Lindenschmidt neuen Ueberganä"
von der Toncoloristik zu Clontrastexperilnenten nicht gerade erfreu-
lich tiberrascht hat.