und Dorothea t) Wahrhaft epochemachend zur Seite. Man kann
wohl sagen, dass keinem modernen Dichter eine gelungenere Illu-
stration zu Theil geworden ist als diesem lieblichen Epos in den
ebenso lieblichen und ebensoweit von classischem Geist durchdrunge-
nen Gemälden Rambergs, die überhaupt zu dem besten gehören,
was die Kunst der Neuzeit hervorgebracht hat. Der Einfluss dieser
Werke, in welchen der Dichter dem Künstler in seltener Feinfühlig-
keit nachgedichtet, wirkte dann auch auf andere Werke, wie z. B.
das im eleganten Costüm der Gegenwart gehaltene vLiebesgeständ-
niss auf dem Sees eine Empiintiungsivahrheit, Poesie und ideale
Schönheit zeigt, von welcher kein moderner Salonmaler Frankreichs
oder Belgiens auch nur eine Ahnung hat. Dazu kömmt eine Fein-
heit der Technik, welche durch des Meisters gründliches Studium
der Niederländer stets neue Nahrung empfing, denselben aber auch
verleitete, gelegentlich die eigene Art zu verlassen, um in der Weise
der Alten und gewissermassen mit fremdem Pinsel zu malen. So
in dem trefflichcn xNEIClI Tische, einem Concertino in der Weise
eines Terborch, welches in der Wiener Ausstellung den Urheber
kaum errathen liess.
Eine Schule aber konnte ein so eigenartiges Talent trotz dessen
Vielseitigkeit, die selbst grossen Monumentaliverken i") gewachsen
war, so Wenig begründen, wie das eines Schwind oder Kaulbach.
Wenn mancher jüngere oder auch schon entwickelte Künstler seine
Weise nach dieser oder jener Seite berührte, wie z. B. der begabte
Th. Pixis, so war diess mehr ein zufälliges Begegnen auf demselben
Wege, wie eine bewusste Nachfolge. Dazu war auch das Schauspiel
für die jiingern Kräfte zu verlockend, welches die der Realität oder
Coloristik huldigenden Künstler in verschiedener Weise darboten und
damit zeigten, welche Freiheit das neue Evangelium gewährte. Selbst
das Idealgebiet der Historienmalerei bot durch die noch theilweise
nachwirkende ältere Tradition wie durch die Uebersiedlung von
mehreren anderwärts gebildeten Künstlern nach München so grosse
Mannigfaltigkeit dar, als man nur immer denken konnte. So suchte
Seibert die alte Idärte mit neuer Coloristik erträglicher zu machen,
1') Für die Jubiläumsausgabe bei Cotta behufs photographischer Reproduction
grau in grau hergestellt.
im) _Der Hof Kaiser Friedrich lI. (Sluximilianeum zu München).