Rococo daran wegdenken, da es zumeist als eine für sich bestehende
und auf das Gebäude in structivem Sinne einflusslose Zuthat sich
darstellt, an dem Zwinger jedoch, wo die Elemente desselben mit
dem Barocken untheilbar verwachsen erscheinen, niemals. Durch
diese Einheit aber erhebt sich das Werk ebenso als das bedeutendste
seiner Zeit über alles, was Deutschland damals hervorbrachte, wie
einst der Otto-Heinrichsbau über die Leistungen der gesammten
deutschen Renaissance. Der geniale Architekt ist ein Deutscher,
III. D. Pöppelivzcnziz (t 1736).
Verglichen mit diesem Werke lässt ein etwas jüngeres trotz
Geschicklichkeit und Glück hinsichtlich der Conception und trotz der
hochbedeutenden Wirkung durch Lage und Silhouette bei näherer
Betrachtung doch kalt: die katholische Hofkirche. Mit dem Regie-
rungsantritte August IV. hatte die Vorliebe für die französische
Kunstrichtung dem italienischen Einflusse den Platz räumen müssen.
Ein Römer, G. Clziaveri ("t 1770) war mit dem Werke betraut worden,
und dieser ging, ob aus eigenem Impulse oder veranlasst durch seinen
Bauherrn in seinen Motiven um einige Jahrzehnte zurück zur maass-
volleren Haltung des 17. Jahrhunderts. Der bewusste Purismus
man könnte ihn Archaismus nennen welcher gleichwohl die
Manier seiner Zeit nicht ganz verleugnen kann, ist jedoch fühlbar
und wirkt in dem Grade erkältend, in welchem uns an dem zu
Anfang der Rococoperiode seit 1711 entstandenen Zwinger die Ur-
sprünglichkeit der Conception mit ihrem lebhaften Pulsschlage erwär-
mend berührt. In ähnlicher Lage befindet man sich vor und in der
von G. Bälzr (T 1738) erbauten Frauenkirche, einem grandiosen
Kuppelbau, dem sog. japanischen Palais von J. da Bodt und anderen.
Doch hatte dieses Zurückschauen auf ältere Werke, das in Dresden
nicht selten unter den kahlen und todten Schöpfungen der um die
Mitte des Jahrhunderts herrschenden Zopfzeit begegnet, wenigstens
den Erfolg, den Weg zu dem Umschwung anzubahnen, den wir
weiterhin zu schildern haben werden.
Wenden wir uns nach Berlin. Dort hatte Friedrich, der erste
König von Preussen, mit August dem Starken gewetteifert, auch seine
Residenz auf den Stand des französischen Vorbildes zu erheben, aber
mit entschieden geringerem Glück. In der Meinung mit der Grün-
dung einer Akademie die Kunst an die Ufer der Spree fesseln zu
können, liess er durch den Holländer A. Terwesten sen. (1- 1711)