Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

gegnendc und die sVerkündigung des Todesurtheils an Maria Stuartc 
(beide von 1868) zeigten hier wieder die vollendete Meisterschaft in 
der Technik, wenn auch namentlich in dem letzteren Bilde die Gründ- 
lichkeit des Costümstudiums so Weit ging, dass die benutzten Rü- 
stungen u. s. w. geradezu nachgewiesen werden konnten. An sie 
reihte sich die wBotschaft von der Schlacht am weissen Berges, 
welches Bild unseres Erachtens unter der wAebtissin von Frauen- 
chiemseec steht, während die neuesten der englischen Geschichte 
entnommenen Genrescenen (Heinrich VIII.) durch brillantes Colorit 
die früheren Arbeiten überbieten. 
Als Piloty 1869 einen Ruf nach Berlin als Direktor der dortigen 
Akademie erhielt, stand unter den Bedingungen seiner Erhaltung 
für München der Auftrag zur monumentalen Ausführung eines seit 
mehreren Jahren hergestellten Entwurfes: xGGPHIHIIlCLIS führt die ge- 
fangene Thusnelda im Triumph aufc. Das grosse Bild f) nahm die 
Hauptthätigkeit des Künstlers in den letzten Jahren in Anspruch. 
Es ist nicht zu verkennen, dass in diesem die frühere Detailrealität 
des Beiwerks wohlthatig zurücktritt, wenn auch das Bestreben, die 
gefangenen Barbaren mit entsprechenden und interessanten Costümen 
und Attributen zu versehen, sich auf Kosten des Ganzen etwas breit 
macht, wie auch wieder die Haupttiguren durch Composition wie 
Behandlung hinter den in den Vorgrund gesetzten untergeordneten 
Gestalten zurücktreten. Ist diess bei der schönen blonden 'I'husnelda1 
weniger der Fall, so erlaubt die Anordnung schon bei Tiberius keine 
deutlich charakterisirende Durchbildung mehr, die noch Weniger bei 
dem Titelhelden Germanicus im Ilintergrunde möglich ist. Kann 
demnach dem Werke als Historienbild nicht die volle rlnerkennung 
zu Theil werden, so verdient es dieselbe als Bild durch die Anord- 
nung in Absicht auf Massen- und Lichtvertheilung in hohem Grade. 
Auch tritt die begeisterte Hingebung des Meisters und sein nicht 
blos äusserliches Interesse an dem Gegenstande überall wohlthütig 
hervor und verleiht dem Ganzen eine Poesie und Idealität, wie sie 
sich an den Historienbildern der Franzosen wohl selten findet. Der 
zunehmende monumentale Sinn ist namentlich auch aus dem Ent- 
Wurfe zu dem grossen Gemälde für das neue Münchener Prathhaus 
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München.
	        
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