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Buch.
III.
Dlalen
de
Gegenwart
in
Düssöldorf
Berlin.
und
W. Iiiefstczltl, hat Berlin 1869 verlassen, um eine Lehrstelle in
Carlsruhe anzunehmen. Ländliche Scenen zumeist aus dem Passeyr-
thal und Schwarzwald von empfindungsvollem und elegischem Inhalt
boten ihm Gelegenheit, seine ungewöhnliche Begabung für colori-
stische Stimmung bezaubernd zu entfalten. Hatte schon seine Pro-
zession, der Brautzug und die lifeldandacht im Passeyrf) die Auf-
merksamkeit auf ihn gelenkt, so gehörte sein sAllerseelentag bei
Bregenze durch das trübe mit dem Gegenstande ungemein harmo-
nische Düster der Gesammthaltung zu den anziehendsten Werken
mehrer Ausstellungen, und auch die vor einer Kirche am Säntis-
hochthale einen Leichenzug erwartende Trauerversanimlung steht
hinter jenem Werke kaum zurück. Ob übrigens der Künstler dieses
als seine Domäne zu betrachtende Gebiet verlassend mit ferner-
liegenden Stoffen wie wor dem Pantheona gleiche Wirkung zu er-
zielen vermag, ist abzuwarten.
Ganz in französische Schule begaben sich mit gutem Erfolg
A. Jebeins und O. Weber, der deutsche Couture, während auch sonst
die Ausstellungseinflüsse wirkten und z. B. A. Jerrzbery die Vorliebe
für die schmutzige Farbe und die forcirte Unschönheit der franzö-
sischen Realisten fassen liessen. Auch geschah es wohl nicht ohne
französischen Einfluss, dass sich W. Gentz ganz auf den Orient warf
und mit grosser Meisterschaft sich fast ausschliessend in ägyptischen
Scenen bewegte. Anderseits weist es auf Stevens und dessen bel-
gische Genossen hin, wenn sich u. a. J. P. Grün den eleganten
Salon als Lieblingsgebiet erkor.
Die Einflüsse von beiden Seiten verrathen auch alle übrigen
Vertreter des Berliner Genre, worunter W. Amberg, Q. Becker,
A. Borckmann, O. Brausewetter, C. Cretvius, E. Döplcr, J. Grertz,
L. Güter-back, Graf F. Harrack, J. Luleues, L. Paul , F. Pazdsen,
O. Wisnieski, die Damen Ul. Laar, CZ. Önicke und die Pastelrnalerin
Arzt. Volkmar- zu nennen sind.
Die meisten der genannten Historien- und Genremaler Berlin's
cultivirten auch in grösserem oder geringerem Umfange das an der
Spree von jeher besonders gesuchte Porträt, in welchem G. Richter,
O. Heiden, Jebens, Plockhorst u. a. sogar das Schwergewicht ihrer
Thätigkeit fanden. Mit noch mehr Ausschliesslichkeit wandten sich
In der
Berliner
Nationalgallerie.