und sein ganzes Leben in Sachsen wirkend. Er hat, abgesehen von
dem vollständigen Erfassen des Geschmackes seiner Zeit, das unbe-
streitbare Verdienst, die Art des Materials, die Wirkungen der blassen
Farben u. s. w. zu einer stylvollcn Verwerthung gebracht zu haben,
Wie sie seitdem nicht Wieder gelungen ist, so dass ich seine Arbeiten
geradezu das Beste in der Plastik seiner Periode nennen möchte,
wie die der Schüler Watteau's im Gebiete der gleichzeitigen Malerei.
Vergleicht man damit die Arbeiten des sogen. sächsischen Cellini,
des J. M. Dinglingcr ("i 1731), dessen in Hinsicht auf Technik und
Fleiss stupende Goldschmied-Arloeitcn zu den bewnndertsten Schätzen
des grünen Gewölbes in Dresden gehören, so entscheidet man sich
schwer, was mehr zu bedauern sei, 0b der Aufwand von Zeit oder
der des kostbarsten Materials, welcher an den gleichwohl überaus
geschickt, aber ebenso geschmack- als kunstwidrig hergestellten
Wunderlichkeiten verschwendet ist.
Wenn es aber auch schon in der ersten Hälfte des Jahrhun-
derts nicht an Einzelnen fehlte, die der wilden Ausartung des Rococo
in Wort und That eine ruhigere Haltung gegenüber stellten, beab-
sichtigten und erstrebten diese zumeist doch nur jene trübselige Er-
nüchterung nach der berauschten Ausgelassenheit, welche wir als
der Zopfzeit charakteristisch zu betrachten haben. Wenige wussten
derselben, wie der Bildhauer L. illatticllwi, der 1743 aus der Wiener
Schule gekommen, aber nach unglaublicher Produktivität (79 Statuen
an der Hofkirche zu Dresden) schon 1748 gestorben war, auch nur
den Schein von Erholung zu verleihen; meist war sie eher mit voll-
ständiger Erschöpfung und Alterschwüche zu vergleichen.
Ragte demnach Dresden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhun-
derts im Gebiete der Malerei und Plastik nur durch lebhafte Pflege
hervor, ohne sich Wenigstens in monumentalen Werken über die
allgemeine Misere der Zeit zu erheben, so steht es im Gebiete der
Architektur mit einigen grossen Leistungen von bleibendem Werthe
entschieden obenan. Wenn Kaiser Augustus von sich sagen konnte,
er habe Rom als eine Stadt von Backstein vorgefunden und lasse
sie als eine marmorne zurück, so durfte sein Namensvetter in Sachsen
mit dem Beinamen des Starken sich rühmen, dass er seine Haupt-
stadt, die durch den vorherrschenden Fachwerkbau vor ihm eine
hölzerne genannt werden konnte, in eine Stadt von Palästen ver-
wandelt habe. Der Brand der Neustadt 1685 hatte den anssern