Lebens vom Dorfschmied bis zur Grisette umfassen. Doch ist seine
Meisterschaft auch in ernsten Darstellungen, wie vdie Spielere, ßdas
Leichenbegängnissa u. s. w. nicht geringer. Nur scheint der Künstler
in den letzten Jahren mit der Farbe, als einem ihm vollkommen
vertrauten Elemente gewissermassen zu spielen, was dem Ganzen
oft einen etwas verstreuten und unruhigen Eindruck giebt.
Energischer in Zeichnung und Colorit und seine Inspirationen
vielmehr von der Scheide als von der Seine empfangend erscheint
Benj. Vautier, geb. 1829 zu Morges am Genfersee und 1850 nach
Düsseldorf gelangt, wo er von Jordan gebildet worden. Die damals
empfangenen belgischen Eindrücke liessen sich auch durch seinen
Studienaufenthalt in Paris nicht wieder verdrängen. Vautier weiss
mit einer höchst gediegenen, nur manchmal etwas zu schweren und
dunklen Coloristik anziehende Formschönheit und sympathischen
Ausdruck zu verbinden, neigt aber noch mehr als Knaus zum idea-
listischen Genre. Eine Reihe von Bildern, wie all] der Kirchec,
xSonntag Nachmittage , vErster Tanzunterricht in einem Schwarz-
wälder Dorfew), wJung und Alte, sdie Schwesternc und der unter den
modernen Genrewerken nahezu unvergleichbare vLeichenschmausa tt),
geben eine solche Fülle von zum Theil mehr als ländlicher weiblicher
Schönheit, Anmuth und Empfindung, dass trotz der meisterhaften
Durchführung das ideale Uebergewicht keinen Augenblick in Frage
gezogen werden kann. Das humoristische Element tritt dabei nicht.
so stark in den Vordergrund wie bei Knaus, häufiger ein ernstes
und gelegentlich wie im wBauer und ltiäklera sogar an's Tendenziöse
streifendes Motiv. Denn selbst in Scencn, welche zu Witz und Satyre
reichliche Gelegenheit gaben, wie im xToast auf das Brautpaare
wZweckessenc, wBauer beim Advokatenc u. s. w. überwiegt die treue
Sachlichkeit der Auffassung und das Bestreben die Erscheinung seiner
Gestalten in Jugend wie in Alter zu einer gewissen Idealität zu
steigern. Darin aber, dass diess geschehen konnte, ohne dem der
Situation entsprechenden Ausdruck wehe zu thun , liegt die Stärke
des Künstlers, welche z. B. die Trauer der Wittwc beim Leichen-
schmause oder die Besorgniss der jugendlichen Mutter im Bauer und
Makler zu rührender Schönheit zu entwickeln vermochte.
In der Nationalgallerie zu Berlin.
Im Wiallraf" Bichartfschen hluseum
ZU
Cö