Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

Die 
Historien 
nalerei 
Düsseldorf. 
613 
England 134714 t) die erste bedeutende Probe seiner Emancipation 
gegeben. Die Berufung nach Berlin und die Beschäftigung bei der 
Ausmalung der Schlosskapelle und des Neuen Museums im) konnte 
an der eingeschlagenen Richtung nichts mehr ändern und die zwei 
bedeutenden Werke: vAbschied des Königs Karl I. von England von 
seinen Kinderna und xEsther und Ahasverusz ritt) zeigen den Künstler 
als tüchtigen, wenn auch nicht ganz originalen Coloristen, da das 
erstere Bild den Einfluss van Dyck's, das letztere den der späteren 
Venetianer unverkennbar verräth. Sein etwas unruhiges schillerndes 
Colorit wie die Keckheit seines Auftrages mildert sich in späteren 
Arbeiten und macht einer mehr einheitlichen Gesammtstimmung Platz, 
wie wPhilippine Weiser vor Kaiser Ferdinand 1Ö58c 1-) sOldenbarne- 
veldt vor seiner Hinrichtung Abschied von seiner Familie nehmende 
und sShakespeare als Wildfrevler vor dem Friedensrichtem H) Zeigen, 
doch hielt namentlich das letztere durch schwache dramatische Durch- 
führung den Vergleich mit den trefflichen Porträts nicht aus, welche 
mit demselben zur Wiener Ausstellung 1873 gelangt waren. Eben- 
falls vom Bildniss ausgehend hatte Jul. Röting, geb. zu Dresden 
1822, nicht blos darin es zu grosser Meisterschaft gebracht, sondern 
auch den Weg zur Historienmalerei gefunden. Er ist sogar als einer 
der besten modernen Meister der religiösen Kunst zu betrachten, in 
welchem Gebiete seine wGrablegung Ghristic in den Ausstellungen 
zu Berlin, Cöln und Paris durch tiefe Empfindung und gediegene 
Composition wie durch die glänzende Technik besonders im Hell- 
dunkel verdientes Aufsehen gemacht, und O. Jllengelberg entschieden 
übertroffen hat. Fried. Martersteig aus Weimar, geb. 1812, vermochte 
selbst durch Studien in Paris die Solnfsche Schule nicht ganz zu 
überwinden, namentlich aber das Uelaergewicht der wPosev nicht 
zu beseitigen. In demselben Falle waren die ihre Gegenstände meist 
dem Mittelalter entnehmenden Künstler Ad. Schmitz, der Maler des 
Gürzenich in Cöln, der sorgfältige Aug. Sicgerf aus Neuwied, geb. 1820 
und der in Antwerpen und Paris sich vervollkommnende C. Bewer, 
L 
i") 1847 in Rom gemalt, im Besitz des Vereins der Kunstfreunnle zu 
w") Kuppelgelnälde: Einweihung der Suphienkirche zu Constantinolnel. 
4M) Von 1855 und 1856. Beide in der Nationalgallerie zu Berlin. 
1-) Im. Besitz des Herrn O. Mühlberg in Berlin, 
H) Eigenthum der Staatsgallerie zu Stuttgart, 
Berlin.
	        
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