Drittes
Capitel.
Die
Malerei
der
Gegenwart
in
Düsseldorf
und
Berlin.
Wenn man für den Eintritt des realistiseh-coloristischen Um-
schwunges in der deutschen Malerei ein Datum will, so kann man
das Jahr 1843, in welchem die beiden im vorigen (Kapitel genannten
Gemälde von Biefve und Gallait ihre Rundreise durch Deutschland
machten, als solches bezeichnen. Es war jedoch damals weder das
neue Princip zum ersten Male aufgetreten, noch vermochte es einen
sofort vollständigen Erfolg zu erringen. Einerseits nemlich hatte
schon einige Jahre vorher der Drang nach spezifisch malerischem
Fortschritt sich in den weitesten Kreisen geltend gemacht, wie
bereits 1840 gerade dem Munde des grossen Beförderers der idealen
Kunst, des Königs Ludwig von Bayern, mit den Worten: vder Maler
muss malen könnem , das T odesurtheil der cornelianischen Rich-
tung entfallen war, und anderseits zeigte doch noch die deutsche
Kunstausstellung in München vom Jahre 1858 ein entschiedenes
Uebergewicht der idealen Kunst. In Bezug auf die Keime der neuen
Richtung ist sogar festzuhalten, dass, während zu München höchstens
im Genre Spuren realistischer Bestrebungen bemerkbar waren, in
den norddeutschen Kunststätten, vorab zu Düsseldorf Modellstudium
und Coloristik seit der Uebernahme des Direktoriums der Akademie
durch W. Schadow hochgehalten wurden, und dass namentlich durch
Lessing und Hildebrandt in Stoffgebiet und Auffassung so viel Rück-
sicht auf Realität genommen ward, als sich mit der im Grunde doch