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Buch.
Der
belgische
Kunstaufschwvung.
gewichte, wie auch, aus dem gleichen Grunde der reichen künstleri-
schen wie natürlichen Vorbilder, in der Architektur- und Prospekt-
malerei, worin F. Bossuet, J. B. van Moor, L. Haghe, J. v. Lappen
u. A. Treffliches leisten.
Im Ganzen nimmt Belgien in der modernen Kunst eine Stellung
ein, welche seine politische Grösse und Rolle bei Weitem übertrifft.
Das Land besitzt ausser den zwei wohlbesetzten und stark besuchten
Akademien zu Antwerpen und Brüssel noch zelm tüchtige Kunst-
schulen, aus welchen mehr Künstler hervorgehen, als halb Deutsch-
land zu liefern im Stande ist. Und nicht blos als quantitativ ist
diese Ueberlegenheit zu bezeichnen. Die ausserordentliche coloristische
Anlage der Niederlande, die sich nun mit diesem Jahrhundert zum
dritteninale epochemachend geäussert hat, hat der belgischen Malerei
eine Führerrolle zugetheilt, welche selbst der französischen den Rang
streitig macht und für die neueste deutsche wie durch diese für die nord-
östlich-europäische Kunst tonangebend geworden ist. Darum musste
ihre Entwicklung neben der französischen hier Eingangs des vierten
Buches besonders in's Auge gefasst werden, denn während die
deutsche Malerei von den zwanziger bis zum Ende der vierziger Jahre
ihre selbständige Entwicklung aufzuweisen hatte, steht sie von da an
wie die gesammte Kunst Europa's in wenigstens technischer Ab-
hängigkeit von dem Vorgange der beiden genannten Länder.