räuherischen Entführungen und zärtlichen Heimsuchungen, die Lieb-
lingsgruiaiaen der Gartensculpttir. Ariadne und Bacchus, Diana und
Endymion, Zephyr und Flora, Hercules und Jole, Nessus und Deia-
nira spiegelten sich im Weiher und versteckten sich in den NiSCIISH
der grünen Architektur. Seit Berninfs Raub der Proserpina ge-
nossen diese Scenen besondere Gunst und wurden unendlich variirt:
sie gaben Gelegenheit zu pyramidaler Aufthürmting der Gruppe, zu
sehwindelndem Schweben und zu allerhand lüsternen hinauf- und
hinabgehencleri Bewegungen. Ueberall war man in Gesellschaft
Ovids und der alten Götter, nur waren sie aus den hellen, stillen
Höhen des Olymp etwas heruntergefallen in die Sphäre der Goulissen,
des Boudoirs, der AlkOVGHA
Fanden vermeintliche Kunstkenner und sämmtliche Liebhaber
in diesen Werken selbst die Alten übertroffen, welche von Bewegung
und von Fleisch, namentlich aber von der realen Wesenheit der
Kinder keine Ahnung gehabt haben sollten, so war es nicht zu ver-
wundern, wenn auch die deutschen Bildhauer Dresdens bei solchen
Werken in die Schule gingen. Die hervorragenderen von diesen
waren B. Pcrmoser aus Kammerau 1732) und dessen Schüler
P. Egell (T 1752 als churpfälzischer Hofbildhauer).
Die meisten von den Schöpfungen der Genannten sind dahin
und verfielen ein Glück für sie,'noch in der Zeit ihrer Berühmt-
heit unterzugehen zum grossen Thcil der Zerstörung nicht lange
nach ihrer Aufstellung, nemlich bei der Belagerung Dresdens 1759.
Der geringe Rest wurde vor einigen Jahren als Gerümpel an eng-
lische Liebhaber veräussert. In zahlreichen Werken dagegen erhalten
und vielleicht noch mehr als ehedem geschätzt ist eine Gattung von
Kleinplastik, welche der Bococokunst ganz und gar entsprach, nem-
lich die Porzellanbildnerei. Man kann sagen, dass Sachsen in diesen
Dingen die Palme gewann und sich damit neben die französischen
Galanteriewaaren stellen konnte. Wenigstens erscheinen diese in
Gostüm, 'l'anzgrazie und verführerischer Salonsüsslichkeit ganz der
Wirklichkeit entnommenen und nur in unnachahmlicher Hofnoblesse
und Zierlichkeit st.ylisirten arkadischen Idyllen in demselben Verhält-
nisse zu der Monunientalplastik der BerninCSkß-n, in Welchem die
Watteau's und Boucher's zu den Malern des sogen. grossen Styls
und den Nachfolgern Lebrunß stehen. Der hervorragendste Künstler
in dieser kurz vorher entdeckten Materie war J. J. Ifäiizdler, geb. 1706