ihren Ausgangspunkt genommen, haben neuestens alles Anlehnen
an ältere Vorbilder verworfen und sich die bedenkliche Aufgabe ge-
stellt, einen neuen von fremden Einflüssen unabhängigen Styl zu finden.
Sie haben ihr Programm, das gegen Glassicismus und Realismus
zugleich gerichtet ist, im Journal de beaux-arts 1871 niedergelegt;
es darf jedoch bezweifelt werden, dass es in ihrer Macht liegt, selbst
von den dort gegebenen Grundsätzen durchschlagenden Gebrauch zu
machen. Gegen die Richtigkeit derselben wird kein Bedenken erhoben
werden können; denn dass die Kunst aden innigsten Einklang der
Gestaltung mit der COIICGpIlOIM verlange und dass adie- äussere
Form eines Kunstwerkes die logische Consequenz der Idee, aus
welcher es entsprungen ist, sein SOllc, ist wohl schon seit den Tagen
eines Phidias und Polygnot oberster Grundsatz gewesen. Es handelt
sich aber darum, wie diess zu bewerkstelligen sei, und darüber ver-
mochten die Werke der beiden Künstler, worunter die zwei auf der
Wiener Ausstellung befindlichen wJacobäa von Bayern bittet Philipp
den Guten um Gnade für ihren Gemahlc und vßdie heilige Elisabeth
von den Bewohnern Eisenachs abgewiesem keine ganz befriedigende
Vorstellung zu geben.
Es wird wohl ein vergebliches- Beginnen sein, mit nationalen
Programmen dem Eindringen der Richtung der Gegenwart, dem kos-
inopolitischen Realismus in formaler wie in coloristischer Beziehung,
Widerstand zu leisten. In Belgien zumal, wo seit der Wiederbe-
lebung der Malerei i. J. 1830 ein starker realistischer Zug durch
die ganze Entwicklung ging, wäre diess selbst ohne den Vorgang
Frankreichs unvermeidlich gewesen. Auch war die ganze Tradition
im Gegensatze zur romanischen Idealität überwiegend realistisch,
und so bewerkstelligte sich der Uebergang zum reinen Realismus
leicht. Man brauchte nur die ohnediess gelockerte Anklammerung
an die vlämischen Vorbilder fallen zu lassen und sich ausschliessend
an die Natur zu halten, dann fand sich auch von selbst, dass die
seit Wappers angestrebte Coloristik in ihrer blühenden Schönheit
über die Wirklichkeit hinausging und an's Ideale streifte. Und so
fand denn auch der Grundsatz des Realismus, welchen Gourbet als
die Negation des Ideals definirt hatte, mit Ausschluss der Farbe
in allem Uebrigen einen seit den Tagen der Van Eyck wohl vor-
bereiteten Boden.
Als das Haupt der belgischen Realisten gilt Charles de Groux,