erwählte; und da er bald für diese eine besondere Vorliebe gewann
und sie auch in monumentaler Weise zu bethätigen Gelegenheit fand,
so bildete er sich hiefür seinen eigenen Styl, der auf der Van Eyclä-
schen Schule basirte, aber seine Inspiration sogar noch aus früherer
Zeit durch Fresken und Miniatüren empfing. Denn ohne auf die
delicate Durchführung der altflandrischen Schule einzugehen, strebte
er vielmehr nach jener bestimmten biderben Formgebung im Con-
tur, Wie sie dem Mittelalter eigen ist und nach einer möglichst
schlichten Anordnung und Wiedergabe des Gegenstandes, getreu der
Haltung der Chroniken jener Zeit, ohne sie erst durch eine moderne
Uebersetzung zu ziehen, aufzuputzen und zu verwässern. Sieamuthen
uns an, wie eine neue Textausgabe eines Werkes aus dem vier-
zehnten oder fünfzehnten Jahrhundert, zu deren Genuss ein Heraus-
treten aus den modernen Anschauungen weit nothwendiger ist als
zur Lektüre einer modernen Geschichtsdarstellung des Mittelalters.
In entschiedener Abneigung gegen die classicistischen und ita-
lienischen Einflüsse, welche die eigenartige Entwicklung der nieder-
ländischen Kunst unterbrach, suchte er dann nach der Form, wie
sie aus der letzteren hervorgehen musste, wenn eine solche Ein-
wirkung nicht Platz gegriffen hätte, wobei er sich freilich der Berück-
sichtigung der deutschen Cinquecentisten, der schwäbischen, nürn-
bergischen und sächsischen Schule nicht entziehen konnte. Die
1866 vollendeten Gemälde im Stadthaussaal zu Antwerpen geben
davon die Lösung. aKarl V. auf die niederländischen Freiheiten
den Eid leistende, wLanceloot von Urselea, adie Niederlassung der
Familie Pallavicinic, und xMargaretha von Parma die Schlüssel
zurückgebendc zeigen einen solchen von allen romanischen Einflüssen
unberührt gebliebenen Styl. Die etwas knöcherne, harte und derbe
Kraft der Männer, die züchtige und von aller theatralischen Mimik
freie Schönheit der Frauen und Kinder, die ernste, tiefe und markige
Farbe ohne alle modernen Effekte sind, wenn auch manchmal die
Absichtlichkeit hinsichtlich der Wiedergabe der nachgedunkelten
Patina des Alters nicht zu verkennen ist, doch entschieden mehr
als archaistische Nachahmungen alter Vorbilder. Leys hat sich
bemüht mit den Augen der alten Meister zu sehen, sich aber einer
äusserlichen Nachahmung ihrer Mängel und Formgebrechen enthalten.
Gleich als ob er niemals die ldealgestalten der Antike und Cler
Italiener geschaut, charakterisirt er seine Gestalten und Köpfe, als