Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

Stellungen aus de111 Mittelalter, welche der modernen Anschauung 
zu ferne stehen, um in die volle Realität übertragen werden zu 
können, entfalteten sich entsprechender in der strengen Form- 
bestimmtheit der beiden Meister. Leider ist ihr Hauptwerk profaner 
Richtung, die Ausmalung der Chambre de commerce an der Börse 
zu Antwerpen, an welchem sie drei Jahre lang ununterbrochen ge- 
schaffen, kurz vor Vollendung der Gemälde 1858 mit dem Gebäude 
ein Raub der Flammen geworden; doch geben die erhaltenen Cartons 
von der Gediegenheit der Composition Zeugniss. Es ist den Künst- 
lern, wie unter den deutschen Nazarenern dem ihnen in religiösen 
Darstellungen verwandten Düsseldorfer Deger, gelungen, bei aller 
Strenge und Schlichtheit doch den modernen Ansprüchen so weit 
gerecht zu werden, dass dem Beschauer der Eindruck einer ge- 
suchten und bewussten Alterthümelei erspart bleibt. 
Wenn sonst das Anlehnen an Vorbilder aus einer minder ent- 
wickelten Kunstperiode als manierirter Archaismus den unerquick- 
liehen Eindruck eines Rückschrittes macht, so ist diess nicht der Fall 
bei der belgischen Proteusgestalt unter den Malern Henwl Leys, geb. 
zu Antwerpen 1815, "f" 1869. Er hatte damit begonnen, sich in die 
Darstellungsweise Wouverman's und Rembrandts, Terborclfs, Net- 
scher's und Ostade's so einzuleben, dass man schon 1848 sagen 
konnte, es steckten fünf Künstler in ihm, da es ihm leicht war, 
jedem der Genannten seine Eigenart in überraschender Weise abzu- 
gewinnen. Rembrandt behielt natürlich den Sieg, und eine Reihe von 
Genredarstellungen zeigt ein glückliches Gesammtresultat seiner 
Galleriestudien mit entschiedenem Uebergewicht des grossen Amster- 
damer Meisters, dessen goldiger Ton vorherrscht. Drei dem histo- 
rischen Genre angehörige Gemälde: wDie Wiederherstellung des kath. 
Cultus im Dom zu Antwerpem, vder Trauergottesdienst für Berthall 
de Hazew") und aRübGIlS zu einem im Garten der Armsbrustschützen 
ihm gegebenen Fest sich begebendcttit), sind als wahre Perlen dieser 
Richtung zu bezeichnen. Der Anschauung huldigend, dass jeder 
Stoff die treue Beibehaltung der künstlerischen Erscheinung seiner 
Zeit erheische, musste er aber nothwendig auch noch weiter zurück- 
gehen, sobald er Scenen aus dem Mittelalter zu seinem Gegenstande 
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im 
 Von 1845 und 1854. Beide 
M) Im Museum zu Antwerpen. 
Ducal 
Palais 
Zll 
Brüssel.
	        
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