Stellungen aus de111 Mittelalter, welche der modernen Anschauung
zu ferne stehen, um in die volle Realität übertragen werden zu
können, entfalteten sich entsprechender in der strengen Form-
bestimmtheit der beiden Meister. Leider ist ihr Hauptwerk profaner
Richtung, die Ausmalung der Chambre de commerce an der Börse
zu Antwerpen, an welchem sie drei Jahre lang ununterbrochen ge-
schaffen, kurz vor Vollendung der Gemälde 1858 mit dem Gebäude
ein Raub der Flammen geworden; doch geben die erhaltenen Cartons
von der Gediegenheit der Composition Zeugniss. Es ist den Künst-
lern, wie unter den deutschen Nazarenern dem ihnen in religiösen
Darstellungen verwandten Düsseldorfer Deger, gelungen, bei aller
Strenge und Schlichtheit doch den modernen Ansprüchen so weit
gerecht zu werden, dass dem Beschauer der Eindruck einer ge-
suchten und bewussten Alterthümelei erspart bleibt.
Wenn sonst das Anlehnen an Vorbilder aus einer minder ent-
wickelten Kunstperiode als manierirter Archaismus den unerquick-
liehen Eindruck eines Rückschrittes macht, so ist diess nicht der Fall
bei der belgischen Proteusgestalt unter den Malern Henwl Leys, geb.
zu Antwerpen 1815, "f" 1869. Er hatte damit begonnen, sich in die
Darstellungsweise Wouverman's und Rembrandts, Terborclfs, Net-
scher's und Ostade's so einzuleben, dass man schon 1848 sagen
konnte, es steckten fünf Künstler in ihm, da es ihm leicht war,
jedem der Genannten seine Eigenart in überraschender Weise abzu-
gewinnen. Rembrandt behielt natürlich den Sieg, und eine Reihe von
Genredarstellungen zeigt ein glückliches Gesammtresultat seiner
Galleriestudien mit entschiedenem Uebergewicht des grossen Amster-
damer Meisters, dessen goldiger Ton vorherrscht. Drei dem histo-
rischen Genre angehörige Gemälde: wDie Wiederherstellung des kath.
Cultus im Dom zu Antwerpem, vder Trauergottesdienst für Berthall
de Hazew") und aRübGIlS zu einem im Garten der Armsbrustschützen
ihm gegebenen Fest sich begebendcttit), sind als wahre Perlen dieser
Richtung zu bezeichnen. Der Anschauung huldigend, dass jeder
Stoff die treue Beibehaltung der künstlerischen Erscheinung seiner
Zeit erheische, musste er aber nothwendig auch noch weiter zurück-
gehen, sobald er Scenen aus dem Mittelalter zu seinem Gegenstande
i
im
Von 1845 und 1854. Beide
M) Im Museum zu Antwerpen.
Ducal
Palais
Zll
Brüssel.