Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

deutschen Künstlergestalten dieser Zeit ist daher Chr. W. E. Dietrich 
(T 1774), dieses Chamäleon unter den Malern, welches bei einem 
Ällflllllülll von Eigenart nach eigener Laune oder auf Bestellung: in 
den Farben einer grossen Zahl von nordischen Meistern schillerte 
und eine Menge von Manieren sich gründlich angeeignet hatte. Mit 
erstaunlicher Virtuosität und Biegsamkeit seiner Auffassung; erscheint 
er abwechselnd in den Schuhen eines Rembrandt, "Feniers, Ostade, 
Wouvermans, Poelemburg, Everdingen, Potter und Berchem, mit- 
unter selbst in denen eines Claude und Watteau, Wobei er höch- 
stens im Landschaftlichen einiges Streben nach selbständiger Natur- 
beobachtung verrieth h). Die damals ungemein lebhafte Sammelwuth 
der Fürsten und Reichen fand in ihm gleichsam ihren productiven 
Ausdruck. Nur die italienische Kunst blieb ihm, obwohl er von 
August III. zu Studienzwecken nach Italien gesandt worden war 
und sich auch da mit Eifer auf die Nachahmung geworfen hatte, 
ein verschlossenes Buch. Die Eindrücke seiner holländischen Schule, 
vielleicht auch die auf Italien selbst und dessen grosse Meister sich 
tibertragende Verbitterung gegen die am Dresdener Hofe bevorzugten 
italienischen Maler liesscn die gewünschte Erweiterung seiner hlannig- 
faltigkeit zur Universalität nicht zu und der Inhalt seiner Mappe 
blieb holländisch, wenn er sie auch bei seiner Rückkehr mit dem 
in's Italienische verquetschten Namen Dieterici übcrschrieb. 
Nicht viel besser laefand sich Dresdens Plastik: was Solimena 
für die monumentale Malerei, das war dort Bernini und dessen aus- 
schweifende Nachfolger. Das seit 1680 angelegte Gartenpalais und 
der aGrosse Gartena versammelte gleichsam eine Auslese von aus 
Italien angekauften Schöpfungen eines Algardi, Balestra, Barata, 
Catasi, wie von Nachahmungen derselben. aSatyren und Kentauren 
standen (nach Justi's meisterhafter Schilderung) am Thor und auf 
den Rampen des Palais; sie luden mit schelmischem Grinsen in das 
Innere. Allegorien des Ruhmes, der Wahrheit, der Bildhauerkunst 
wechselten mit ebenso mysteriösen Taxusbäumen; in der Mitte von 
Buxbaumarabesken und Blumenmosaiken tummelten sich rundlich 
elastische Putten; am Ende von Laubgewölben stiess man auf jene 
i) Wenn ihn indess Winckelmann "den Raphael unserer und aller Zeiten in 
Lamlsvllaften" nennt, so darf man daran erinnern, dass W. selbst zugesteht, 
„aus Gefälligkeit einigen neueren Künstlern einige Vorzüge eingeräumt zu haben".
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.