tung und ZWüP in noch höherem Grade als in Biefve's Compromiss,
da die Versannnlung aus Fürsten und Würdenträgern der Kirche
den Reiz reicher Mannigfaltigkeit mit sich brachte. Statt also die
Wahl des Künstlers zu tadeln und daran zu rügen, dass die colo-
ristische Bravour das einzig Werthvolle an dieser Thronentsagungt)
sei, und die Handlung zurücktrete, wollen wir lieber festhalten, dass
die coloristische Richtung und technische Vollendung solcher mehr
passiver Gegenstände bedürfe, um sich wahrheitsgemäss und har-
monisch entfalten zu können, und dass des Künstlers Erfolg ein
ungleich geringerer gewesen wäre, Wenn er eine in hellen Flammen
auflodernde Leidenschaft mit entsprechenden Geberden gewählt hätte.
Nicht als Historienmaler höheren Styls, nicht durch die Grösse der
Erfindung und Composition hat der belgische Meister jenen ausser-
ordentlichen Erfolg errungen, sondern als Maler im engeren Sinne
durch das unbestreitbare Uebergewicht seiner coloristischen Voll-
endung und eminenten Beherrschung aller künstlerischen Mittel.
Der Triumphzug beider besprochenen Werke Biefve's und Gal-
lait's fällt in's Jahr 1843. Zehn Jahre später machte ein Weiteres
Bild Gallaitls xdie Schützengilde von Brüssel erweist den Grafen
Egmont und Horn die letzte Ehrec, in Deutschland die Runde. Die
Wirkung des ersteren hatte sich mittlerweile bereits auf tausend
Paletten ergossen, und man trat dem Werke mit weniger Ueber-
raschung, aber mit tingeniinderter Bewunderung gegenüber. Die
prunkhafte coloristische Aeusserlichkeit des erstern erschien zurück-
gezogen vor der gesteigerten Innerlichkeit, vor dem packenden Ge-
sammteindruck, der sich jetzt aus der dunkeln Farbestilnmung, in
welche der ganze Vortrag getaucht erschien, ergreifend herauslöste.
Während über die coloristische Haltung und vollendete Meisterschaft
nur eine Stimme herrschte, klammerte sich die Discussion fast aus-
schliessend an den Gegenstand. Die Gegner der ganzen Richtung
sprachen von Cadavermalerei, und selbst die begeisterten Vertreter
der Gallaiüschen Kunst konnten über die Leichenparade nicht hin-
wegkommen. Man hat die Ausstellung der Leichen der beiden Grafen
mit der Pariser Morgue zusammengestellt: das heisst so viel als einen
verkommenen Wüstling mit einem edlen Martyrer auf eine Linie
Im Palais de J ustice zu Brüssel; in verkleinerter Nachbildung im StädePschen
Museum zu Frankfurt.