mit xChristi Heilung eines Blindenc im Salon zu Brüssel noch keine
Aufmerksamkeit erregt, da der Kampf der extremen Parteien zwi-
schen der rein coloristischen Richtung, wie sie mit all der Ueber-
treibung einer durchschlagenden Neuerung in sich überstürzender
Hast aus dem Auftreten Wappers' erwachsen War, einerseits, und
dem alten Classicismus und Idealismus anderseits einem in gehal-
tener lllässigung reifenden Mittelweg keinen Raum liess. Doch schon
1836 als jene Gegensätze sich einigermassen gemildert und der ex-
clusive Idealismus seine Position ganz verloren hatte, fanden Gallaifs
gefangener T asso und sein Job die ihnen selbst in Paris nicht ent-
gangene Beachtung und der Künstler seinen verdienten Rang neben
Wappers und unter den beiden anderen Hauptvertretern der neuen
belgischen Schule. Sie zeigten, wie auch das reine Genrebild sdie
Reuigea, den Hauptwerth auf den Ausdruck der Empfindung und
somit auf den seelischen Inhalt gelegt. Dabei tritt die Action
zurück, welche niemals zugleich der Träger der Empfindung sein
kann, ohne dass der einen oder anderen Eintrag geschähe und
Erstarrung erwüchse. Der dramatische Moment ist zu flüchtiger
Natur, als dass er die realistische und coloristische Festigung und!
dazu die seelische Durchbildung ertrüge, ohne gewissermassen zum
Petrefakt zu werden. Nur wenn eine entschieden ideale Behand-
lung die Darstellung der Wirklichkeit entrückt, oder in realistischer
Auffassung ein mehr skizzenhafter Vortrag der raschen Flüchtigkeit
des Momentes entspricht, ist der Höhenpunkt einer Handlung überhaupt
darstellbar; in allen übrigen Fäillen erscheint ein mehr zuständliches
Vorher, das jedoch der Erkenntniss der weiteren Entwicklung mög-
lichst weite Perspectiven eröffnet, der geeignetste Stoff für die ge-
schichtliche Darstellung. Konnte daher Lessing seiner Zeit den
wfruchtbaren Momente empfehlen, so ist für die moderne Kunst die
fruchtbare Entwicklungsphase, welche Denken und Empfinden Raum
und Zeit lässt, der geeignetste Vorwurf.
S0 lag in Carl V. Uebergabe der Krone an seinen Sohn Philipp II.
der Keim zu den folgenschweren Conflikten der Niederlande mit
Spanien, in dem Martyrium Egmonfs und Horn's der Anfang des
offenen Abfalls der nordöstlichen Provinzen. Die überwiegende
Passivität jeder Geremonie und die mit derselben verbundene Re-
präsentation bot eine im Wesen des Stoffes liegende und somit durch
sich selbst gerechtfertigte Gelegenheit zu coloristischer Prachtentfa]-