Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

der von den Manieristen angestrebten Patina ihrer Meister eine 
frische Modernität zu erzielen, so macht doch die Sicherheit seines 
Auftrags im Gegensatz zu der experimentellen Mühe der Franzosen 
mehr den Eindruck einer angelernten Geschicklichkeit als den ivirk- 
licher Originalität. 
In der Folge neigte sich Wappers, wie das seine coloristisch- 
realistische Richtung mit sich larachte, dem geschichtlichen Genre 
zu, welchem auch sein bedeutendstes derartiges Werk, M191" Abschied 
Carl I. von seinen Kindernc, angehört. Andere stehen beträchtlich 
tiefer, wie wAnna Boleync, vKarl IX. in der  
vKarl VII. und Agnes Sorela, wAbälard und Heloisea, xpetef der 
Grosse in Zaandame, nKEtFI I. empfängt vor der Hinrichtung von 
einer Dame eine HD5844, und xBocaccio liest der Johanna von Arra- 
gonien seinen Decamerone vom. Die meisten von diesen leidenan Un- 
klarheit des Inhalts, einige auch an verletzender Unschönheit der 
Form. Nach der ersteren Seite hin erscheint manches Bild, wie 
der den Kopf in die Hand stützende und auf's Meer hinaussehende 
wCavalierß dessen Knie eine Frau mit Kind umfängt b), geradezu 
räthselhaft, wenn der Beschauer nicht auf anderem Wege tinter- 
richtet wird, dass z. B. hier der Cavalier im Begriffe steht, jenseits 
des Oceans eine neue Heimat zu suchen. 
Mit Wappers konnten sich dessen Mitschüler an der Antwer- 
pener Akademie, welche gleichzeitig 1830 die Brüsseler-Ausstellung 
mit Historienbildern beschickt hatten. nicht messen. Weder L. Ma- 
thieu noch Th. Schaepkeizs zeigten jene coloristische und zeichnerische 
Sicherheit. Dagegen stellten sich bald drei jüngere Meister eben- 
bürtig, ja überlegen neben ihn, Ed. de Bdefz-e, geb. zu Brüssel 1808, 
Louis Gallait, geb. zu Tournai 1810 und Nie. de Keyser, geb- Zu 
Santvliet 1813. Hatte schon Wappers unter dem Einflusse der Ve- 
netianer und besonders des Paolo Veronese ein mehr glänzendes als 
ganz und gar der Realität entsprechendes Colorit angestrebt, so er- 
reichte diese Tendenz in Biefve ihren Höhenpunkt. Als Schüler 
Paelink's in der altakademischen Weise gebildet, hatte er 1830 mit 
seinem noch ganz plastisch gehaltenen xMasanielloc neben Wappers 
noch keinen Erfolg gehabt. Auch seine nächsten Werke, wie die 
sGeisselul-lg Christic und vÜgOIinO mit seinen Söhnen im Gefängnisg 
(ler 
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