Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

politisch erregten Beschauer electrisirte; den grössten T heil der 
Anziehungskraft auf das der classicistischen Leerheit mehr als je 
müde Publikum übte die neue und glänzende Darstellungsweise in 
Composition, Wahrheit der Formgebung, Lebhaftigkeit des Ausdrucks 
und Gediegenkeit der Farbe, vor welcher der sieche traditionelle 
Classicismus unfehlbar erblassen musste. Geist. VWqapez-s, geb. zu 
Antwerpen 1808 und an der Akademie seiner Vaterstadt in der 
Schule von M. van Bree und Herreyns vorgebildet, War durch die 
wiederholte Erfolglosigkeit seiner Bewerbung um den" römischen Preis 
auf des Letzteren Rath zu dem Entschluss gelangt, statt der Italiener 
die grossen Landsleute Rubens und Van Dyck zu studiren, Worauf 
er Rembrandt und van der Helst und endlich im Louvre die vene- 
tianischen Meister zu ergründen strebte. Unleugbar war es der 
entschiedenste Eklekticismus, wrelcher demnach der Entwicklung des 
Künstlers zu Grunde lag, der von Haus aus Classicist auf diese 
Weise die Vorzüge der verschiedensten Meister mit seiner akademi- 
schen Schule zu verbinden suchte; allein er bewies in dem genannten 
grösseren Werke, dass seine ausserordentliche Begabung die harmo- 
nische Mitte zu tinden und seine technischen Errungenschaften dem 
Inhalte seiner Darstellung unterzuordnen gewusst habe. Das Ganze 
schien aus einem Gusse, und wenn die Bewegung etwas zu weit 
ging und an das Wirre streifte, wie noch mehr in dem 1835 folgen- 
.den grossen Bilde aus der belgischen Revolution adas brüsseler Volk 
zerreisst die Proklamation des Prinzen Friedrichß oder wenn die Far- 
benetfekte die Formgebung erstickten wie in der aGrablegung Christus), 
so konnte man diess hier mit der patriotischen Erregung, dort mit 
der Uebertreibung jeder prinzipiellen Gegnerschaft gegen einen älte- 
ren Standpunkt entschuldigen. Es war ein Umschwung von ähn- 
licher Bedeutung, wie ihn Frankreich mit einem Gericatilt oder 
Delacroix erlebt hatte, wenn auch von entschieden anderer Art. 
Der Realismus beider Franzosen fusste überwiegend auf dem Vorbilde 
der Natur, während Wappers das Galleriestudium als die Basis seiner 
künstlerischen Bedeutung zu bezeichnen hatte und erst auf dieser 
Grundlage seine realistische Tendenz zur Geltung brachte. Wusste 
er sich aber auch jedes manieristischen und rein äusserlichen Nach- 
tretens seiner Vorbilder zu enthalten und auch in der Farbe statt 
 a") Das erstere im Temple 
Michaelskirche zu Löwen. 
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