Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

Kunst. 
Deutsche 
Dresden: 
Malerei. 
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wirken, um an der Elbe eine Hofhaltung hervorzuzauloern, wie die 
in ganz Europa ideal gewordene zu Versailles: im Ganzen ähnlich, 
im Detail dagegen vielfach original, in manchen Stücken sogar be- 
deutender. August III. aber trat in Ansehung der Künstliche und 
Pflege ganz in die Fussstapfen seines Vorfahrers, wenn auch in viel- 
fach veränderter Geschmacksrichtung. 
Die Malerei freilich hatte sich nur geringer Erfolge zu erfreuen. 
Der französische Kunstdespot Lebrun und der Neapolitanei" Solimena 
waren die beiden Sterne, welchen die gesammte Künstlerwelt nach- 
strebte. Ihre Richtungen wurden in Dresden vornehmlich durch 
deren unmittelbare Schüler L. Silvestre (T 1760) und St. Torelli 
(T 1784) vertreten. Unterstützt von untergeordneteren italienischen 
wie deutschen Kräften schufen diese hier dieselben agrandes machi- 
nesc, wie sie der in Decken- und Kuppelgemälden sich erschöpfen- 
den Barockmalerei Italiens und Frankreichs eigen waren, grosse 
Wolkenmasseti mit darauf voltigirenden Putten, ekstatisch verrenkte 
Heilige und Göttinnen mit all dem decorativen Zubehör, das jetzt 
denjenigen so unaussprechlich leer und verbraucht angrinst, welchem 
Kunst nicht als reine Modesache gilt. Selbst der durch seine grauen 
Tinten unerquickliche Graf P. Rotem" aus Verona, welcher um 1755 
in Dresden einige nicht ganz emptixidungslose Werke malte, oder die 
in Dresden so reich vertretene venetianische Pastellmalerin Rosalba 
Cariem (T 1757) können noch mehr fesseln als die charakterlose 
Auffassung und Universalmethode jener Barockineister. 
Die deutschen Maler in Dresden unterschieden sich von jenen 
Italienern vornehmlich durch den Mangel jeder selbstschöpferischen 
Kraft. Wenn sie auch durch die italienische Schule jener Zeit ge- 
laufen, wie J. G. Riedel (T 1755), der einige Jahre ebenfalls bei 
Solimena gelernt, so schwangen sie sich selten höher als zu Copisten 
oder Restauratoren empor. Denn selbst des bis zum Ende des Jahr- 
hunderts hochgefeierten A. F. Oeser (T 1799), der 1739 Von Vviell 
nach Dresden berufen wurde, Verdienste sind nicht hoch anzuscl1la- 
gen, wenn es ihm auch nicht an der Einsicht gebrach, dass man 
von der Kunst Höheres verlangen könne, als Seine manieristischen 
Lehrer und Zeitgenossen, wie er selbst, leisteten. Die Mehrzahl aber, 
namentlich von den nicht für den Hof laeschäftigten Malern huldigte 
wie allerivärts dem Zeitgeist, welcher Niederländer oder wenigstens 
Nachahmungen derselben haben wollte. Eine der charakteristischesten
	        
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