Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

(iegensatz gegen Courbct und Genossen setzt. Sonst bekönnnt das 
ländliche Genre gewöhnlich einen provinziellcn Typus, Wobei vorzugs- 
weise die Bretagne in ihrer Fischerktiste wie in dem ärmlichen Hütten- 
leben ihrer Binnenbewohncr die Vorwürfe liefert. Nicht minder ge- 
diegen als die Hauptvertreter dieser Provinz, A. Leleux, Ch. Iilortin 
u. a. erscheinen die Meister des elsässischen (teure, ein G. Brioiz 
und Oh. Jllarchal, Welche Letztere von entschiedenem Einfluss auf 
die deutsche Gcnremalerei geworden sind. Diesem Gebiet verwandt 
ist die Darstellung des kleinstädtischen oder dorfbtirgerliclien Lebens, 
wobei die bedeutendsten Täalente F. Biard und P. Clzevallier (Ga- 
vßarm) die komische oder satyrische Seite verkehren, wozu das 
Spiessbürgerthtlm bekanntlich mehr als irgend ein anderer Stand 
atnreizt. 
Selbstverständlich spielt seit Decamps auch der Orient in der 
(ienremalerei eine Rolle, Wobei jedoch noch mehr als diess sonst 
diese Kunstgattung mit sich bringt, das Landschaftliche gleichwerthig 
auftritt. E. Fronzentiaz, der bedeutendste Vertreter dieser Gattung, 
ist sogar als Schüler CabaUs von Haus aus Landschafter gewesen. 
Der Decampssche Vorgang bleibt unverkennbar; doch verbinden sich 
mit dessen coloristischen Vorzügen noch die mannigfaltigsten anderen, 
w! auch die Wahl mehr auf die Darstellung der Kinder der Wüste 
um ihren fliegenden Pferden als auf die des trägen 'l'urkn1anen fällt. 
Auch hier kämpft die Kunst mit zwei Wesentlichen Klippen der 
französischen Malerei, mit Vernachlässigung der Form und der Durch- 
biltltmg wie mit üppiger Sinnlichkeit. 
Wie das Genre in der Neuzeit eine Breite und Mannigfaltigkeit 
gewonnen, mit der sich keine andere Kunstperiodc in diesem Fache 
auch nur entfernt messen kann, so ist diess nicht minder bei der 
Landschaft der Fall. Das Uebergetvicht des Realen über das 
Ideale in der modernen Anschauung, der mäehtigere Natursinn, die 
individueller gewordene Phantasie und Poesie und daS lßbhaflere 
Verständniss des malerischen Scheins haben diesen Umschwung be- 
gründet, welchen bekämpfen zu wollen so viel hiesse, als die ge- 
Sainmte Richtung des Jahrhunderts reformiren zu wollen. Die m0- 
derne französische Landschaft aber bewegt sich zwischen den beiden 
Polen: Realität und Stimmung, und so sind Wahrheit des Tones 
und Belebung durch eine harmonische Empfindung ihre grossen und 
tinbestreitbaren Vorzüge. Es jVSlP vorbei mit der plastischen Schön-
	        
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