sich erhebt und vielmehr nach H. Vernefs Vorgang zumeist den
TPOLIPIGF in seinen Leiden und Freuden, in seinen Kämpfen und
'l'riumphen zu seinem Gegenstande nimmt, wie überhaupt die decen-
tralisirende Tendenz der modernen Kunst die Historienmalerei in
Episoden- und Zustandsdarstellungen auflöst und durcheinander wir-
belt. Uebrigens hat auch das eigentliche Genre, Welchem von der
ganzen vorausgegangenen Entwicklung der beste Theil des Erbes in
den Schooss gefallen, sein Gebiet unendlich erweitert und das ganze
menschliche Leben von den frühesten Zeiten bis zur unmittelbarsten
Ciegenwart, wie auch und das hat sie mit der modernen Land-
schaft gemein aller Zonen -in sein Bereich gezogen. Neu war die
Heranziehung des Alterthums, das bisher nur der höheren Historien-
lnalerei die Stoffe geliefert, nach der Seite des Sittenhildes, und
J. L. Gärome, geb. 1824, darf als der Begründer dieser Gattung
bezeichnet werden. Es kann jedoch nicht verschwiegen werden,
dass trotz aller coloristischen und formalen Vollendung, trotz der
archäologischen Treue und Gewissenhaftigkeit und trotz der sauberen
Sorgfalt, welcher sich dieser wie seine Nacheiferer befleissigten, doch
Ivorwiegend der wollüstige Inhalt, zumeist in anscheinend naiver
Form, es gewesen ist, welcher dieser Klasse des Genre seine an-
haltende Beliebtheit sicherte. Man denke nur an Geromes Phryne
vor den Richtern, Gemahlin des Kandaules, Kleopatra vor Cäsar,
Alkibiades bei der Aspasia oder geradezu des Lupanar's, und man
wird schon aus den gewählten Stoffen über die Absicht des Künst-
lers nicht in Zweifel sein können. Eine vortheilhafte Ausnahme
hierin bildet L. Hamon, dessen anmuthige Idyllen sich zum Genre Ge-
romes verhalten, wie Theokrit zu Ovid.
Wie Gerome mit mehren Richtungsverwandten aus der Schule
Delaroches hervorgegangen, so lehnt sich das Genre aus der fran-
zösischen Geschichte an Robert-Fleury an. Die ereigniss- und costüm-
reiche Zeit um 1600 liefert die hervorragendsten Stoffe, bei welchen
das archäologische Moment mit gediegener und glänzender Coloristik,
letztere manchmal bis zu schaler Effekthascherei gesteigert, den In-
halt, wenn ein solcher überhaupt angestrebt wird, gewöhnlich auf-
zehrt. Ist dies auch bei dem bedeutendsten Meister dieser Gattung,
Ch. Oomte, geb. 1815, nicht in dem Maasse der Fall, wie bei seinen.
Fachgenossen, so ist auch bei ihm unverkennbar, dass ihm der
Hauptwerth darin liege, seine Gestalten in ihre architektonische und