1823) keineswegs vortheilhaft von Delaroche ab. Vergeblich wähnten
sie durch tiberlebensgrosse Gestalten einen monumentalen Eindruck
zu erzielen, und wenn sie ihn durch eine frescoartige Farbengebung
zu steigern suchten, so verfielen sie in ein kreidig-milchisches oder
rosiges Golorit und opferten gerade das Beste, was vordem die
französische Kunst errungen hatte, nemlich die farbensatte Kraft und
'l'iefe der malerischen Erscheinung. Noch schlimmer, wenn, wie seit
dem zweiten Kaiserreich in einer Fluth von Bildern und von einer
ansehnlichen Reihe geschickter Hände angestrebt wurde, die reine
Morlellnacktheit in kaum merklicher Idealisirung unter dem Namen
irgend einer Gottheit oder Allegorie in den Salon und Markt kam,
Wobei dann am liebsten frühjugendliche Unreife auf die allgemeine
Blasirtheit jenen Reiz ausüben sollte, den einst wie neuestens Greuze
in gleicher Absicht nicht verfehlt hat. Oder wenn, wie diess durch
die Decoration der Gemächer der Kaiserin eine Art von officiellei-
Anerkennung gefunden hat, die Künstler angewiesen und bestärkt
wurden, geradezu auf den wstyle BOIJCIIBIRc zurückzugreifen und die
Anschauungsweise des Rococo mit moderner Behandlung mehr oder
Weniger zu verbinden, wobei die monumentale Kunst jedenfalls mehr
verlor als die decorative gewinnen konnte. Leider haben sich beide
Richtungen einer so entschiedenen Vorliebe zu erfreuen gehabt, dass
vereinzelte Versuche, auf Grundlage der Vorbilder des Cinquecento
eine heilsame Reaktion zu erwecken, wie von Th. Moreau und P. Paris
de Chacamzes, erfolglos blieben.
Ein schrofferes Gegenbild gegen diese trotz aller künstlerischen
Parfüms moderige Idealkunst konnte es jedoch nicht geben als die
epochemachenden Leistungen der Realisten des zweiten Empire.
War dort die Ueberfeinerung und Raffinirtheit des vornehmen Luxus
auf einen beinahe unerträglichen Grad gesteigert, so suchte der Rea-
lismus die Niedrigkeit mit einer an Rohheit streifenden Härte wieder-
zugeben. An den Ufern dieses breiten Armes des französischen
Kunststromes standen Armuth, schwere erdrückende Arbeit, Häss-
lichkeit, Verknöcherung, Herzlosigkeit und Gemeinheit. Nicht blos
die Menschheit im Allgemeinen, wie sie der Realismus eines Gericault
über die Alleinberechtigung classischen wie höfischen Privilegiums
zur Darstellung in der Kunst erhob, sondern der Gegensatz gegen
alles durch Geburt und Glück Bevorzugte, der Gegensatz gegen
Schönheit und Wohlleben sollte nun seine Vertretung finden nass