Ein drittes Hauptwerk, sdie Fischer von Chioggiaa steht den beiden
etwas nach, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass das Verzweifeln
des Künstlers an der Möglichkeit Weiterer Fortschritte ebenso grossen
Antheil an seinem traurigen Ende hat, als die unglückliche Liebe
zur Prinzessin Carlotta, der Schwägerin Napoleons III.
Die Roberfsche Idealisirung des italienischen Volkslebens blieb
nicht ohne Nachfolger, wie sich ihr selbst Delaroche nicht entziehen
konnte. V. Schnetz, Cl. Bomzefond, R. Lehmann, traten in seine
Fussstapfen, und besonders den in Paris ihre Ausbildung suchenden
Deutschen, wie dem Stuttgarter Carl Müller, musste Robert's Rich-
tung entsprechen. Neben dein orientalischen Sittenbilde aber konnte
das italienische freilich nur dann seinen Platz behaupten, wenn es
auch den seit den vierziger Jahren gesteigerten coloristischen An-
sprüchen gerecht wurde, wie diess, wenngleich nicht ohne Einbusse
in Hinsicht auf die Formgebung, E. Hebert gelang, der aus der
Schule Delaroches gekommen war.
Die weitere Entwicklung der französischen Malerei, wie sie in
der Zeit des zweiten Kaiserreichs sich darstellt, wurzelt im Wesent-
liehen in der Schule Delaroches Doch ist von nun an von der
Geschlossenheit der Kunstauffassung oder von einem bestimmt aus-
geprägten Gegensatze der zwei Hauptrichtungen des Realismus und
Idealismus, wie er sich bis Delaroche unter den Panieren Gericault-
Delacroix und Ingres erhalten hatte, nicht mehr zu reden. Die zwei
mäcbtigenxStröme jener beiden Richtungen haben sich in ein Bett
ergossen, um bald darauf wieder in eine Unzahl von Armen ausein-
ander zu zweigen, in einer Art von flacher Deltabildung der Realität,
Welche letztere den oft trüben und manchmal rasch versiegenden
Canälon den einzig gemeinsamen Charakter verleiht. Dass der
sonstige Hauptstrom, das Gebiet des Idealen und der Geschichte,
zum iirmlichstcn Rinnsal verschrumpfte, war in der Periode der
Blasirtheit und Grisettcnwirthschaft nicht anders zu erwarten; wie
der Nation, so waren auch der Kunst die Ideale ausgegangen. In
der Vorliebe für die Darstellung der Sinnlichkeit auch im monu-
mentalen Maassstabe lag sogar der entscbiedenste innere Widerspruch
gegen alle Wahre Idealität, wie in der Bevorzugung der Stoffe aus
den Zeitaltern der Decadence der ganze Hautgout der modernen
Monumentalkunst sich aussprach. So hoben sich ein Th. Couture
(8911 1815), ein P. Baudry (geb. 1828) und ein A. Cabanel (geb.