Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

Leuten im Orient veranlasste. Wenn er sagt, dass M161" Pharaon, als 
er die Israeliten in die Wüste verfolgte, denselben Staub aufivirbelte, 
wie die Artillerie llIehemet-Alfsx, so ist das in hohem Grade bezeich- 
nend für die Aeusserlichkeit seiner Auffassung; der Beifall aber, 
welchen die von ihm eingeführte Richtung der biblischen Malerei bis 
auf Dore herab errang, kann das Urtheil nicht ändern, dass dadurch 
die erhabenen Gestalten der biblischen Tradition, welche doch Zeit 
und Art der Ueberlieferung einem derartigen Verkehr auf gleichem 
Fusse entrückt, zu gewöhnlichen Kindern der Wüste herabgewtirrligt 
und schnöde euphemerisirt worden sind. 
Um die Historienmalerei neu zu beleben, bedurfte es eines 
Compromisses zwischen den beiden Richtungen, welche sich der 
Natur jeder derartigen Entwicklung entsprechend immer weiter von 
einander entfernt hatten, der Richtung eines Gericatilt und Dela- 
croix einer- und eines Ingres anderseits. In der gegenseitigen Durch- 
dringung beider hat auch Frankreich den Höhenpunkt seiner Malerei" 
unseres Jahrhunderts erlangt und den wahren und vollen Ausdruck 
der modernen Anschauungen gefunden. Als der Hauptvertreter 
dieses Gompromisses erscheint Paul Dclaroclze, geb. 1'799, T 1856. 
Als Schüler Grosl hatte er noch in David'schen Bahnen seine ersten 
Schritte gemacht und es dauerte einige Jahre über sein erstes 
öffentliches Auftreten hinaus, bis er sich dieserFesseln zu entschlagen 
vermochte. Doch war es ihm immerhin törderlich, durch den Bann 
der Schule an dem unbedingten Ueberlaufen in (iericaulPs Lager 
verhindert, mehr allmälig zum Anschluss an den Realismus zu ge- 
langen. Die 1827 ausgestellten Werke, worunter der Tod der Kö- 
nigin Elisabeth (Pal. Luxembourg), zeigen noch deutlich jene Halb- 
heit und das Schwanken zivischen zwei Richtungen und sogar das 
Uebergeivicht der Grosschen Schule in der Aeusserlichkeit und Leer- 
lieit der Köpfe, von welcher in dem genannten Bilde nur der der 
Königin eine Ausnahme bildet. Der Einfluss Ingres" bestärkte ihn 
noch in der Zurückhaltung, doch gelang es ilnn bald, den Schlüssel 
zu einer sicheren Vermittlung der Gegensätze des Idealismus und 
des Realismus zu finden, und seine im Salon 1831 ausgestellten 
Schöpfungen liessen bereits jenen Riesenfortschritt erkennen. Die 
vormals der Gallerie Pourtales angehörigen Bilder, xRichelieu, die Ver- 
schwörer auf der Rhone zum Tode führende und sMazarin am 
Krankenbetten, ferner aCFOIIlWBil am Sarge Carl 1.x, besonders aber
	        
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