war er noch vor Delacroix durch einen längeren Aufenthalt zu Con-
stantinopel und Kleinasien zu der Erkenntniss gekommen, dass Licht
und Farbe, wie sie ihm hier leuchtend entgegentreten, die von ihm
zu erstrebende Domäne sei. Nach Paris zurückgekehrt, trat er denn
auch 1831 mit einer Reihe von Werken im Salon auf, welche nicht
minder durch die Unscheinbarkeit und Zufälligkeit des Gegenstandes
als durch den Zauber des Sonnenlichts wie der träumerischen
Schatten das Publikum verblüfften. Man erkannte, dass nicht selten
an Werken, wie xdie türkische Patrouillea, sdie türkische Wachec,
sdie mit einer Schildkröte spielenden Kinderc, ßder türkische Metz-
"gen, sdie drei Esela u. s. w. die lebenden Wesen nicht mehr be-
deuteten als der heisse Boden, das vom grellen Sonnenstrahl glü-
hende verfallene Gemäuer oder die Pfütze im schattigen Halbdunkcl,
und dass man hier nicht mehr Gegenstand und Beiwerk zu unter-
scheiden, sondern es mit einem vollen und ganzen Naturausschnitt
zu thun habe, WO Licht und Schatten mit all ihren Tinten sich
gleichwerthig über Alles ergiesst und Alles sättigend in ihre Wirkung
untertaucht. Dass dabei das ruhige Dasein des orientalischen far
niente sich besser als dramatische Bewegtheit und leidenschaftliche
Erregung in den Rahmen der Decampsschen Auffassung fügte, ist
natürlich; auffälliger möchte erscheinen, dass der Künstler selbst der
Meinung huldigte, für historische und monumentale Kunst bestimmt
zu sein, und in verschiedenen natürlich verfehlten Versuchen der
Geschichts- und biblischen Darstellung sich bethätigte. Er war in
der Lage eines Rembrandt, freilich ohne dessen Meisterschaft im
Islelldtmkel zu erreichen, und hätte sich begnügen sollen, bei den
Strebungen eines van der Meer von Delft oder Pieter de Hoogh
stehen zu bleiben.
In die Kategorie Decamps, ohne Schüler desselben zu sein,
gehören A. Guignct und R. Bonlmgton, welcher letztere schon unter
den Begründern des romantischen Paysage intime (S1 294) genannt
worden ist, ferner C. Roquejalavz und namentlich E. Isabey, welche jedoch
mit Vorliebe jenes historische Zustandsbild cultivirten, bei der ohne
geschichtliche Bedeutsamkeit der Schwerpunkt vielmehr auf dem
harmonischen Farbeneffekt reicher und bunter Costüme mit ent-
sprechenden Interieurs lag. Sie alle blieben bei der markigen Skizzen-
haftigkeit des Hauptes ihrer Richtung, welche N. Diaz geradezu bis
zur Formlosigkeit steigerte.