Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

war er noch vor Delacroix durch einen längeren Aufenthalt zu Con- 
stantinopel und Kleinasien zu der Erkenntniss gekommen, dass Licht 
und Farbe, wie sie ihm hier leuchtend entgegentreten, die von ihm 
zu erstrebende Domäne sei. Nach Paris zurückgekehrt, trat er denn 
auch 1831 mit einer Reihe von Werken im Salon auf, welche nicht 
minder durch die Unscheinbarkeit und Zufälligkeit des Gegenstandes 
als durch den Zauber des Sonnenlichts wie der träumerischen 
Schatten das Publikum verblüfften. Man erkannte, dass nicht selten 
an Werken, wie xdie türkische Patrouillea, sdie türkische Wachec, 
sdie mit einer Schildkröte spielenden Kinderc, ßder türkische Metz- 
"gen, sdie drei Esela u. s. w. die lebenden Wesen nicht mehr be- 
deuteten als der heisse Boden, das vom grellen Sonnenstrahl glü- 
hende verfallene Gemäuer oder die Pfütze im schattigen Halbdunkcl, 
und dass man hier nicht mehr Gegenstand und Beiwerk zu unter- 
scheiden, sondern es mit einem vollen und ganzen Naturausschnitt 
zu thun habe, WO Licht und Schatten mit all ihren Tinten sich 
gleichwerthig über Alles ergiesst und Alles sättigend in ihre Wirkung 
untertaucht. Dass dabei das ruhige Dasein des orientalischen far 
niente sich besser als dramatische Bewegtheit und leidenschaftliche 
Erregung in den Rahmen der Decampsschen Auffassung fügte, ist 
natürlich; auffälliger möchte erscheinen, dass der Künstler selbst der 
Meinung huldigte, für historische und monumentale Kunst bestimmt 
zu sein, und in verschiedenen natürlich verfehlten Versuchen der 
Geschichts- und biblischen Darstellung sich bethätigte. Er war in 
der Lage eines Rembrandt, freilich ohne dessen Meisterschaft im 
Islelldtmkel zu erreichen, und hätte sich begnügen sollen, bei den 
Strebungen eines van der Meer von Delft oder Pieter de Hoogh 
stehen zu bleiben. 
In die Kategorie Decamps, ohne Schüler desselben zu sein, 
gehören A. Guignct und R. Bonlmgton, welcher letztere schon unter 
den Begründern des romantischen Paysage intime (S1 294) genannt 
worden ist, ferner C. Roquejalavz und namentlich E. Isabey, welche jedoch 
mit Vorliebe jenes historische Zustandsbild cultivirten, bei der ohne 
geschichtliche Bedeutsamkeit der Schwerpunkt vielmehr auf dem 
harmonischen Farbeneffekt reicher und bunter Costüme mit ent- 
sprechenden Interieurs lag. Sie alle blieben bei der markigen Skizzen- 
haftigkeit des Hauptes ihrer Richtung, welche N. Diaz geradezu bis 
zur Formlosigkeit steigerte.
	        
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