Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

nun eine Reihe von Jahren an die Stelle der italienischen Studien 
trat, seinem Colorit jene Neuheit und Unmittelbarkeit verliehen, die 
bald zum entschiedenen Uebergewichte der Farbe führen musste. 
Die wMagie des Farbenscheinsc wurde nun das Ziel, und nicht blos 
die Formgebung, sondern auch der Gegenstand traten durch ein- 
fache Verwechselung von Mittel und Zweck als nebensächlich zurück. 
Die packenden Effekte, leuchtenden Gegensätze, das der Natur ab- 
gelauschte IIIGlHElIKlOPSplGlGH von Tönen und Reflexen für den Be- 
trachter des Details durch dutzendfacl1 übereinandergesetzte Farben 
bis zum wirrsten Durcheinander gesteigert, der rnarkige und kecke 
Auftrag ohne alle Vertreibung und Abglättung, so dass bei der 
grössten Mühe der Herstellung doch der Eindruck skizzenhafter 
Flüchtigkeit bleibt, waren der Kunstwelt trotz Gericaulüs Vorberei- 
tung so neu, und wurden von der jüngeren Künstlerschaft mit sol- 
chem Enthusiasmus aufgenommen, dass Delacroix sofort als der 
Begründer einer Schule dastand. Was der phantastisch-idealen Seite 
der Romantik in Frankreich nicht möglich war, das erwies sich auf 
der realistischen Seite derselben als wahrhaft zündend: trotz Ingres 
und Flandrin musste es sofort klar sein, dass der Realität und Farbe 
die Zukunft gehöre. 
War jedoch auch die Realität der Erscheinung sowohl bei Geri- 
cault als bei Delacroix die Hauptsache, freilich mit dem Unterschiede, 
dass der erstere die Naturwirklichkeit der Form, der letztere die der 
Farbe zum Gegenstande seiner Studien machte, so war ihnen doch 
in der Regel der Inhalt noch nicht bedeutungslos. Ihre romantische 
Stimmung brachte es vielmehr mit sich, nicht blos durch die Wahr- 
heit der Form und Farbe, sondern auch durch den Stoff den Be- 
schauer an- und aufzuregen. Die nächsten Richtungsgenossen De- 
lacroizäs, X. Sigaloaz und L. Boulanger, gefielen sich sogar in Greue1- 
scenen und in der Steigerung der Leidenschaftlichkeit der realistischen 
Romantiker bis zum höchsten Grade. Das coloristische Element rein 
um seiner selbst willen, so dass der Zauber der Farbe Selbstzweck 
und Gegenstand ward, und somit die malerische Erscheinung im 
engsten Sinne des Wortes erklärte erst Al. G. Decawqos (1803-1860) 
als sein Ziel. Dabei ordnet sich die lebende und todte Natur gleich- 
mässig der Welt des Farbenscheines unter, in welcher alles Dasein 
einfach und ohne Sonderberechtigung aufgeht- Autodidakt, wie er 
trotz der ihm widerstrebenden 50111119 C188 DEWidiSiGH Pujol blieb,
	        
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