Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

leugnen, dass seine etwas manieristische Bossagenbehandlung, Pilaster- 
brechung u. s. w. um so grössere Gefahr für die jüngere Generation 
darbietet, als die pikante Reizmittel liebende Gegenwart gerade an 
solchen Details Geschmack findet, welche die besonnene Kritik ver- 
urtheilen muss. In der That war Egle's Louvrestyl die Brücke zu 
dem glücklicher Weise z. Th. wieder beseitigten Versuch, die Pariser 
'Kunst des zweiten Einpire in Stuttgart zu importiren. Die Dar- 
stellung dieses Experiments wie der weiteren hoffnungsvollen Ent- 
wicklung der Stuttgarter Architektur in der unmittelbaren Gegenwart 
muss indess dem folgenden Abschnitte vorbehalten werden. 
Die Residenzstadt Badents, Carlsruhe, welche in der früh 
classicistischen Zeit ihr Gepräge von Weinbrennei- erhalten hatte, 
war seit 1836 in ihrer baulichen Physiognomie durch einen Schüler 
des Genannten, H. Hübsch, geb. 1795 zu Weinheim, l- zu Garls- 
ruhe 1863, wesentlich verändert worden. Im entschiedenen Gegen- 
satze zu seinem Lehrer und mehr beeinflusst durch die spätere Rich- 
tung seines älteren Mitschülers G. ltloller hatte dieser sich auf das 
Studium der christlichen Architektur mit Ausschluss der Gothik g'e- 
worfen und auf romanischer Grundlage sich seinen eigenen Styl 
zurechtgelegt, der darauf ausging, die alten Formen den neuen 
Constructionsgedanken zu adaptiren. Die gründliche Kenntniss der 
Antike, wie er sie mehr als in seiner Schule auf Reisen in Griechen- 
land und Italien erworben, übten keinen fühlbaren Einfluss auf ihn 
aus; mehr neben der geistigen Inspiration seines römischen Freundes 
Gl. Brentano die romantische Architektur der Apenninenhalbinsel, 
welche ihn bestimmte, das Derbkräftige der germanischen Piomantik 
zu vermeiden. Die Kunsthalle, das Theater und das Orangerie- 
gebäude zu Carlsruhe sind als seine hervorragendsten Werke in der 
Hauptstadt zu bezeichnen, neben welchen das Finanzministerium, 
die polytechnischc Schule u. s. w. minder in Betracht kommen. 
Seine romanischen Kirchen in Bulach, Stahringen, Rothweil, Waitzen, 
Freiburg, Mühlhausen, Epfenbach, Bauschlott u. s. w., ebensosehr 
wie seine vielbesprochene Restauration des Speierer Domes und 
andere Wiederherstellungen leiden an seiner Vorliebe für die Insce- 
nirung gewisser gelehrter Speculationen t), welche der künstlerischen 
i) Schon 1828 hatte 
welchem Style sollen wir 
er sich 
bauen "P" 
als Schriftsteller durch 
einen Namen erworben, 
die Abhandlung "In 
Seine bedeutendste
	        
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