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thik eingelebt und in vier Kirchen der Vorstäidte Wiens, der Lazza-
ristenkirche an der Mariahilferlinie, der Kirche der Vorstadt Weiss-
gärber, der Brigittenauerkirche und der neuesten, gediegensten und
originellsten von allen, der gothischen Kuppelkirche von Fünfhatis,
Musterwerke moderner Cultgothik, hingestellt, zu weichen unter den
Profanbauten das schöne akademische Gymnasium als gelungenes
Seitenstück hinzukömmt. Gründliche Kenntnisse und vollständig
sichere Formbeherrschung, verbunden mit der in letzter Zeit immer
entschiedener hervortretenden Fähigkeit Antike und Renaissance har-
monisch heranzuziehen, verliehen überdiess Schmidt die Eigen-
schaften eines Lehrers in so eminentem Grade, dass seine roman-
tische Schule nicht blos für Wien, sondern selbst für Deutschland
_und Europa von Bedeutung geworden ist.
Das Schwergewicht des baulichen Aufschwungs Wiens lag jedoch
seit 1857 nicht im Cult-, sondern im Profanbau und zunächst da
die Anlage umfanglicher öffentlicher Werke, wie Museum, Rathhaus,
Parlamentshaus, Universität und Akademiegebäude, komische Oper
und Hofschauspielhaus, Börse u. s. w. für die unmittelbare Gegen-
wart zurückgelegt wurde, im Privatbau. Es war für Wien, wenn
auch nicht in wirthschaftlicher aber sicher in künstlerischer Hinsicht
ein unschätzbares Glück, dass die ebenso umfassende als glänzende
und selbst füreine Riesenstadt nur einmal in dieser Art auftretende
llIassenbau-Gelegenheit, nemlich die Verwandlung des Festungsglar-is'
um die Altstadt in einen Boulevard-Ring nicht um einige Jahrzehnte
früher fiel, in welcher Zeit die Bauausführung voraussetzlich jenen
von Eitelberger geschilderten handwerksmässig-bureaukratischen Zu-
schnitt erhalten hätte. Oeffentliche Gebäude für Staats-, Unterrichts-
u. drgl. Zwecke im Kasernenstyl hätten unfehlbar auch die bürger-
lichen Unternehmungen beeinflusst, und wenn auch nicht geradezu
bewirkt, dass die letzteren in Unterthanendistanz hinter den Staats-
bauten zurückblieben, so doch wenigstens keine Anregung gegeben,
den Privatbau zu mehr als reich rentablem Zinshausbail zu erheben,
und ausser Gemächlichkeit und Gemüthlichkeit auch wirkliche Schön-
heit in Betracht zu ziehen. Gerade da aber, als der Ringbaube-
schluss gefasst wurde, waren, um ihn würdig in's Werk zu setzen,
auch die Kräfte herangereift, und sowohl aus van der Nüll und
Siccardsburgs Schule, wie durch auswärtigen Zuzug aufgetaucht.
Keine Stadt Europas darf sich rühmen seit einigen Jahrzehnten über