Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

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thik eingelebt und in vier Kirchen der Vorstäidte Wiens, der Lazza- 
ristenkirche an der Mariahilferlinie, der Kirche der Vorstadt Weiss- 
gärber, der Brigittenauerkirche und der neuesten, gediegensten und 
originellsten von allen, der gothischen Kuppelkirche von Fünfhatis, 
Musterwerke moderner Cultgothik, hingestellt, zu weichen unter den 
Profanbauten das schöne akademische Gymnasium als gelungenes 
Seitenstück hinzukömmt. Gründliche Kenntnisse und vollständig 
sichere Formbeherrschung, verbunden mit der in letzter Zeit immer 
entschiedener hervortretenden Fähigkeit Antike und Renaissance har- 
monisch heranzuziehen, verliehen überdiess Schmidt die Eigen- 
schaften eines Lehrers in so eminentem Grade, dass seine roman- 
tische Schule nicht blos für Wien, sondern selbst für Deutschland 
_und Europa von Bedeutung geworden ist. 
Das Schwergewicht des baulichen Aufschwungs Wiens lag jedoch 
seit 1857 nicht im Cult-, sondern im Profanbau und zunächst da 
die Anlage umfanglicher öffentlicher Werke, wie Museum, Rathhaus, 
Parlamentshaus, Universität und Akademiegebäude, komische Oper 
und Hofschauspielhaus, Börse u. s. w. für die unmittelbare Gegen- 
wart zurückgelegt wurde, im Privatbau. Es war für Wien, wenn 
auch nicht in wirthschaftlicher aber sicher in künstlerischer Hinsicht 
ein unschätzbares Glück, dass die ebenso umfassende als glänzende 
und selbst füreine Riesenstadt nur einmal in dieser Art auftretende 
llIassenbau-Gelegenheit, nemlich die Verwandlung des Festungsglar-is' 
um die Altstadt in einen Boulevard-Ring nicht um einige Jahrzehnte 
früher fiel, in welcher Zeit die Bauausführung voraussetzlich jenen 
von Eitelberger geschilderten handwerksmässig-bureaukratischen Zu- 
schnitt erhalten hätte. Oeffentliche Gebäude für Staats-, Unterrichts- 
u. drgl. Zwecke im Kasernenstyl hätten unfehlbar auch die bürger- 
lichen Unternehmungen beeinflusst, und wenn auch nicht geradezu 
bewirkt, dass die letzteren in Unterthanendistanz hinter den Staats- 
bauten zurückblieben, so doch wenigstens keine Anregung gegeben, 
den Privatbau zu mehr als reich rentablem Zinshausbail zu erheben, 
und ausser Gemächlichkeit und Gemüthlichkeit auch wirkliche Schön- 
heit in Betracht zu ziehen. Gerade da aber, als der Ringbaube- 
schluss gefasst wurde, waren, um ihn würdig in's Werk zu setzen, 
auch die Kräfte herangereift, und sowohl aus van der Nüll und 
Siccardsburgs Schule, wie durch auswärtigen Zuzug aufgetaucht. 
Keine Stadt Europas darf sich rühmen seit einigen Jahrzehnten über
	        
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