Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

war, dass er in der Goncurrenz der llorentiner Dolnbaufagade das 
Beste leisten konnte. Ein früher Tod (1849) hinderte diesen jugend- 
lichen Meister an der Vollendung des Werkes; aber in van der Nüll 
ward der ebenbürtige Nachfolger wenigstens in decorativer Hinsicht, 
worauf es nun zumeist ankam, gefunden worden; denn wie Müller 
einen Gompromiss zwischen italienischer und deutscher Romantik 
angestrebt, war diess auch der Weg, den van der Nüll eingeschlagen 
hatte und zwar nicht mit minderem Stylgefühl bei aller Originalität 
als jener. 
Altlerchenfelderkirche und Arsenal, letzteres 1849-1856 im split- 
romanischen Style nach vorwiegend oberitalienistzhen Motiven gebatlt, 
waren die zwei wichtigsten Vorposten des Riesenaufschwungs, den 
die Wiener Architektur 1857 mit dem Erweiterungsprojekt Wiens, 
d. h. mit der Anlage der Ringstrasse nahm. Van der Nüll und 
Siccardsburg hatten freilich nur eine Aufgabe hiebei erhalten, diese 
aber, das Opernhaus, war glänzend an sich und hochbedeutend in 
der Ausführung. "Der allgemeine Tadel desselben überwiegt zwar 
das Lob, doch stehe ich nicht an, das merkwürdige Werk leider 
durch nachtriigliclie Aufhöhung des Niveaus etwas zu tief sitzend 
selbst in seiner hinter dem wahrhaft prachtvollen Inneren zurück- 
stehenden äusseren Erscheinung zu den bedeutendsten Erzeugnissen 
jener subjectiven Romantik zu stellen, die in ihrer Originalität doch 
noch immer mehr eigene künstlerische Begabung voraussetzt als jene 
historisch-reproductive Romantik, deren mechanische Gebundenheit 
im Grossen wie im Kleinen mehr von archäologischer Gelehrsamkeit 
als von crfinderischer Kraft Zeugniss ablegt. 
Freilich konnte auch bei einem in constructiver wie in decora- 
tiver Hinsicht strengeren Festhalten an einem der romantischen 
Style durch die Disposition und die Verhältnisse, wie auch durch die 
Ausführung des Details höchst Anerkennensiirerthes erzielt werden, 
wie der Schüler der Genannten Hein. Ferstel, geb. 1828, in der von 
ihm erbauten gothischen Votivkirche gezeigt hat. Leider ist der ihm 
auf dem Concurrenzivege durch die Entscheidung des Königs Ludwig l. 
von Bayern übertragene und schon 1856 begonnene Bau bis zur 
Stunde unvollendet, während der Architekt selbst. der Strömung seiner 
Zeit und den ihm erwachsenden Privatbauten Rechnung tragend 
die romantische Richtung mit der (römischen) Renaissance ver- 
tauscht hat. Mehr hat sich sein Mitschüler Fr. Sbhnzidt, in die Go-
	        
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