wurde, die Ideen desselben hinsichtlich eines neuen auf romantischer
Basis beruhenden Baustyles zu verkörpern. ist bekannt, welch
trauriges Ergebniss jene Lieblingsidee des Königs geliefert, und die
Maiximiliansstrasse zu München, in Welcher die meisten grösseren
Gebäude, das von R. Gottgetreze erbaute Hotel zu den vier Jahres-
zeiten und das Riedellsche Nationahnuseum abgerechnet, von Bürk-
lein erbaut sind, bietet hiefür die reichlichsten Proben dar. Auch
ist zur Genüge erörtert worden, dass ein neuer Baustyl, der nur
die Frucht einer neuen Culturperiode sein kann, sich sowenig decre-
tiren und auf dem Concurrenzivege erfinden liisst, als man einem
Baum seine Früchte vor der Zeit abztvingen kann. Die begabteren
Mitarbeiter an dem Werke und namentlich B. Gottgetreu, welcher
Wieder zu den Grundsätzen seiner Berliner Schule" zurückkehrte,
haben daher den eingeschlagenen Weg wieder verlassen, ja man hat
sich sogar entschlossen, dem Hauptgebäude der Slrasse, dem Maxi-
milianeuni, das heim Tode des Gründers der Vollendung schon ziem-
lich nahe stand, nachträglich den Rundbogen und classicistisches
Detail aufzunöthigen, wodurch freilich die künstlerische Bedeutung
des umfangreichen Gebäudes nicht mehr zu retten war.
In den fünfziger Jahren aber war man zu der Erkenntniss ge-
langt, dass weder die Wiederbelebung der Antike noch die der
mittelalterlichen Baustyle die modernen Anforderungen befriedigen
könne, sondern dass der Anknüpfungspunkt da gesucht werden
müsste, wo überhaupt die moderne Cultur ihren Boden hat, nem-
lich im Cinquecento. Das Studium der Renaissance ist daher seit-
dem das fruchtbare Princip der modernsten Bauthätigkeit wie aller-
wärts so auch in München. Wir werden später zu betrachten haben,
was sie, seit sie in dem G. Neurcuthelrschen Polytechnikum ihr treff-
liches Vorbild gefunden, hierin geleistet hat, aber auch an die
Klippen erinnern, welche zu vermeiden sind und leider nicht immer
vermieden werden. Auf alle Fälle rissen die Stylerfindungsversuche
Königs Maximilians II. wie die Wiederaufnahme der Renaissance
in gleicher Weise aus der historischen und reproductiven Auffassung,
welche Klenze's Thätigkeit so wesentlich unter die weit originalere
Schinkefsche setzte, und welche in München mit einem entschiedenen
Brüche enden musste, während in Berlin die Tradition nicht gänz-
lich verlassen zu werden brauchte.
Der Aufschwung Wiens in architektonischer Beziehung datirt