Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

wurde, die Ideen desselben hinsichtlich eines neuen auf romantischer 
Basis beruhenden Baustyles zu verkörpern.  ist bekannt, welch 
trauriges Ergebniss jene Lieblingsidee des Königs geliefert, und die 
Maiximiliansstrasse zu München, in Welcher die meisten grösseren 
Gebäude, das von R. Gottgetreze erbaute Hotel zu den vier Jahres- 
zeiten und das Riedellsche Nationahnuseum abgerechnet, von Bürk- 
lein erbaut sind, bietet hiefür die reichlichsten Proben dar. Auch 
ist zur Genüge erörtert worden, dass ein neuer Baustyl, der nur 
die Frucht einer neuen Culturperiode sein kann, sich sowenig decre- 
tiren und auf dem Concurrenzivege erfinden liisst, als man einem 
Baum seine Früchte vor der Zeit abztvingen kann. Die begabteren 
Mitarbeiter an dem Werke und namentlich B. Gottgetreu, welcher 
Wieder zu den Grundsätzen seiner Berliner Schule" zurückkehrte, 
haben daher den eingeschlagenen Weg wieder verlassen, ja man hat 
sich sogar entschlossen, dem Hauptgebäude der Slrasse, dem Maxi- 
milianeuni, das heim Tode des Gründers der Vollendung schon ziem- 
lich nahe stand, nachträglich den Rundbogen und classicistisches 
Detail aufzunöthigen, wodurch freilich die künstlerische Bedeutung 
des umfangreichen Gebäudes nicht mehr zu retten war. 
In den fünfziger Jahren aber war man zu der Erkenntniss ge- 
langt, dass weder die Wiederbelebung der Antike noch die der 
mittelalterlichen Baustyle die modernen Anforderungen befriedigen 
könne, sondern dass der Anknüpfungspunkt da gesucht werden 
müsste, wo überhaupt die moderne Cultur ihren Boden hat, nem- 
lich im Cinquecento. Das Studium der Renaissance ist daher seit- 
dem das fruchtbare Princip der modernsten Bauthätigkeit wie aller- 
wärts so auch in München. Wir werden später zu betrachten haben, 
was sie, seit sie in dem G. Neurcuthelrschen Polytechnikum ihr treff- 
liches Vorbild gefunden, hierin geleistet hat, aber auch an die 
Klippen erinnern, welche zu vermeiden sind und leider nicht immer 
vermieden werden. Auf alle Fälle rissen die Stylerfindungsversuche 
Königs Maximilians II. wie die Wiederaufnahme der Renaissance 
in gleicher Weise aus der historischen und reproductiven Auffassung, 
welche Klenze's Thätigkeit so wesentlich unter die weit originalere 
Schinkefsche setzte, und welche in München mit einem entschiedenen 
Brüche enden musste, während in Berlin die Tradition nicht gänz- 
lich verlassen zu werden brauchte. 
Der Aufschwung Wiens in architektonischer Beziehung datirt
	        
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