dem deutschen Mittelalter wie der deutschen Renaissance gründlich
gram war. Leichter noch mochte er sich mit Byzantinismils zu-
rechtfinden, wie denn die zum Residenzcomjilex gehörige und 1837
vollendete Allerheiligenkirche, combinirt aus der Capellai laalatina zu
Palermo, in welcher der König den Beschluss zu diesem Werke
gefasst hatte, und aus S. Marco in Venedig, sogar zu seinen gelun-
gensten Schöpfungen gehört.
Während aber alle diese Werke emporstiegen und München in
eine bauliche Thätigkeit versetzten, wie sie seit Gründung der Stadt
nicht vorhanden gewesen war, reifte auch der Plan zu der Lieblings-
schöpfung des Königs, zu welcher er schon 1806 in denjTagen der
tiefsten Erniedrigung Deutschlands in jugendlicher Begeisterung den
Beschluss gefasst hatte, und welche er sich von vorneherein in der
Gestalt eines der (lorischen Tempel Unteritaliens oder Siciliens
gedacht hatte, nemlich zur Walhalla. Es lag freilich ein so grosser
innerer Widerspruch in dem Gedanken, einen Tempel deutscher
Grösse, welcher die Marmorbildnisse der berühmtesten Träger der-
selben enthalten sollte, in der Form eines hellenischen Tempels her-
zustellen und denselben neben die mittelalterliche Burgruine von
Donaustauf bei Regensburg, den die Sage zum Lieblingsschlosse der
alten Agiloltinger wie der deutschen Carolinger gemacht, zu setzen,
dass der Kronprinz selbst, nicht unberührt von der mittlerweile ein-
getretenen romantischen Strömung i. J. 1820 daran war, den helle-
nischen Tempelplan mit einem romantischen zu vertauschen. Allein
sein vorwiegend classischer Sinn, der überdiess von seinem Archi-
tekten genährt ward, liess ihn wieder auf die ursprüngliche Idee
zurückkommen und 1830 ward der Grundstein zu dem Gebäude
gelegt, das 1842 eröffnet werden konnte. Heutzutage würde die
Herstellung eines dorischen Peripteros keine künstlerische That mehr
genannt werden können und selbst bei der in jener Zeit noch minder
sicheren Archäologie der Baukunst musste das Hauptverdienst weniger
auf die gediegene Imitation griechischer Vorbilder im Aeusseren als
vielmehr auf die prachtvolle Entwicklung des Innenraumes mit den
verglasten Hypäthren gelegt werden. Mit diesem Werke war der
Höhenpunkt des reinen Classicismus erreicht, zu welchem sich die
gleichfalls im dorischen Style ausgeführte bayerische Ruhmeshalle
(1843-1853) bei München mit dem schon erwähnten Coloss der
Bavaria, die man sich nur statt auf dem jetzigen verlorenen Posten