Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

ilische Styl eine neue Belebung; fand. Hierin hat namentlich Aug. 
Soller, geb. 1805, 1' 1855 in der Michaeliskirche einen glücklichen 
Wurf gethan. Anderseits haben Stracla in der Petrikirche und St'z'iZe-z' 
in der Bartholoniäuskirche am Königsthor elegante gothische Bauten 
aufgeführt, Welchen höchstens mehr Detailverstäindniss zu wünschen 
Ware. Sonst führte das Streben nach malerischen und zierlichen 
Strassenansichten zu manchem Missverhäiltniss zwischen üusserer 
Erscheinung und Inhalt, welch letzterer nicht selten den Eintretenden 
bitter enttäuscht, so dass er der Meinung sich nicht entschlagen kann, 
der Architekt habe auf ein Eintreten überhaupt weniger gerechnet. 
als auf eine vortheilhafte monumentale Wirkung nach Aussen. An 
diesem Uebelslande leiden z. B. Stülerts llrlatthtiikirche am Thiergarten, 
nClES lieben Gottes SOIIIHIGFYGPgIIÜgGHa, wie sie der Volkswitz nennt, 
oder die Lucaskirche von G. Müller. 
lm Privatbau ging die Schöpfungslust des Königs glänzend 
voran, indem er bei Potsdam zwischen Sanssouci und dem sog. 
Neuen Palais, wo er schon als Kronprinz das reizende Charlotten- 
hof durch Schinkel angelegt hatte, eine Kette von Bauten erstehen 
liess, welche dem schönen Gebiete an der Havel, der landschaftlichen 
Perle der Mark, einen der Villa 'l'iburtina Hadrians ähnlichen Cha- 
rakter verlieh. Das grossartige sog. Orangeriehaus und die unvoll- 
endet gebliehene Anlage auf dem Ptingstberge, beide von L. Hesse 
gebaut, bilden die Mittelpunkte; aber eine grosse Zahl von unter- 
geordneteren Werken das Anziehendste des Ganzen. S0 Stiilerk 
römische mit T erracottasctilpttlren belebte Pforte (nach dem Severus- 
bogen der Goldschmiede in Rom), Welche zum Weinberge von Sans- 
souci führt; das reizende Winzerhäuschen auf demselben, der Umbau 
der historischen Windmühle mit dem neuen Müllerhaus, das antike 
Atrimn im Paradiesgärtchen, wie es scheint als eine praktische Illu- 
stration zu Böttichers Tektonik entworfen, mit seinen Glasgeschirren 
in den Metopen aber doch gar zu spielend und unmonumental, die 
Tenuten und Landhäuser italienischen Styls wie im Holzverband der 
Alpenländer, die Burgen und Feudalthürme, Rundtempel und Mo- 
scheen, deren Maske sich Gärtner, Förster- und Aufseherwohnungen, 
Wasscrdruckwverke u. s. w. gefallen lassen mussten, wenn sie nicht 
lediglich dem landschaftlichen Aufputz dienten; alles überdiess durch 
sumtuose Cascaden und Fontainen mit der reizvollen Landschaft in 
noch lebendigere Beziehung gebracht und räumlich wie durch die
	        
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