Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

 jetzt das Gebäude erhebt. Es war leichter einen Spreearm abzu- 
leiten, als, wie ursprünglich beabsichtigt g'ewesen, dem Bedürfniss 
durch einen Anbau an das Akademiegebäude abzuhelfcn, welcher 
über armseliges Flickwerk nicht hatte hinauskommen können. Da 
die Musetunszivecke die Beleuchtung von Norden wünschenswerth. 
machten, so konnte der Künstler die Fronte als eine mächtige Por- 
ticus von 18jonischen Säulen gestalten, deren ununterbrochenes Ge- 
bälk von der äiusserlich kubisch gestalteten Kuppel des Centralsaales 
in der Mitte überragt wird, wtthrend die breite Freitreppe wie der 
setwas eingezogene offene Aufgang; zum Obergeschoss in gleicher Weise 
die Gebaude-Axe und überdiess den Ilauptzugang charakterisirt. 
Dass die stattliche Treppe zum Obergeschoss zunächst zur schmalen 
Gallerie des Kuppelsatales und erst von dieser zu den Gemäldesülen 
führt, ist allerdings als ein Nlissstand zu bezeichnen, der jedoch ohne 
Aufgebung der feierlichen Mitte jenes Kuppelsaales nicht zu überwin- 
den war. Auch sollte man es nicht zu hoch anschlagen, dass der 
nur durch Säulenstellungen gegliederte langgestreckte Saal der antiken 
Bildwerke die Gruppirung der letzteren erschwert, und durch die 
zahlreichen hier aufgestellten Statuen einen etwas unruhigen Eindruck 
erweckt, welchen die Einfachheit der gewählten römisch-dorischen 
Architektur ebensowenig aufzuheben vermag, als der Reichthum der 
Statuenversammlung dafür genügenden Ersatz leistet, besonders seit 
der Anbau des Neuen Museums die schöne Mittelanlagc mit der Treppe 
zur Gemäldcgallerie etwas geschädigt und für den minder Gebildeten 
zu einem Vorraum für das Neue Museum herabgewürdigt hat. 
Dafür ist die Gliederung der Gemüldesüle des obern Stockwerkes der 
historischen Anordnung der Sammlung in hohem Grade zweckdien- 
lich, freilich seit dem ebenberührten Anbau leider der ursprünglich 
vorzüglichen Beleuchtung' theilweise beraubt. Der mächtige Ilnterbau 
aber gab der Aufstellung der kleineren Antiken, Münzen und anderer 
Kunstobjekte einen entsprechenden Raum, so dass im Ganzen und 
Grossen behauptet werden darf, dass in Anbetracht des complicirlen 
Programmes, welches die ohne alle Uebelstände unmögliche Unter- 
bringung der sammtlichen Kunstschätze erforderte, die Anlage an 
Ziveckmässigkeit wie an einfacher Klarheit ebensowenig übertroffen 
worden ist als sie an edler Schönheit der Durchführung jedes der- 
artige Gebäude der Neuzeit hinter sich zurücklässt. Von den Ge- 
malden der Vorhalle wurde schon S. 403 fg. gesprochen. 
R e b e r , Kunstgeschichte. 
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