jetzt das Gebäude erhebt. Es war leichter einen Spreearm abzu-
leiten, als, wie ursprünglich beabsichtigt g'ewesen, dem Bedürfniss
durch einen Anbau an das Akademiegebäude abzuhelfcn, welcher
über armseliges Flickwerk nicht hatte hinauskommen können. Da
die Musetunszivecke die Beleuchtung von Norden wünschenswerth.
machten, so konnte der Künstler die Fronte als eine mächtige Por-
ticus von 18jonischen Säulen gestalten, deren ununterbrochenes Ge-
bälk von der äiusserlich kubisch gestalteten Kuppel des Centralsaales
in der Mitte überragt wird, wtthrend die breite Freitreppe wie der
setwas eingezogene offene Aufgang; zum Obergeschoss in gleicher Weise
die Gebaude-Axe und überdiess den Ilauptzugang charakterisirt.
Dass die stattliche Treppe zum Obergeschoss zunächst zur schmalen
Gallerie des Kuppelsatales und erst von dieser zu den Gemäldesülen
führt, ist allerdings als ein Nlissstand zu bezeichnen, der jedoch ohne
Aufgebung der feierlichen Mitte jenes Kuppelsaales nicht zu überwin-
den war. Auch sollte man es nicht zu hoch anschlagen, dass der
nur durch Säulenstellungen gegliederte langgestreckte Saal der antiken
Bildwerke die Gruppirung der letzteren erschwert, und durch die
zahlreichen hier aufgestellten Statuen einen etwas unruhigen Eindruck
erweckt, welchen die Einfachheit der gewählten römisch-dorischen
Architektur ebensowenig aufzuheben vermag, als der Reichthum der
Statuenversammlung dafür genügenden Ersatz leistet, besonders seit
der Anbau des Neuen Museums die schöne Mittelanlagc mit der Treppe
zur Gemäldcgallerie etwas geschädigt und für den minder Gebildeten
zu einem Vorraum für das Neue Museum herabgewürdigt hat.
Dafür ist die Gliederung der Gemüldesüle des obern Stockwerkes der
historischen Anordnung der Sammlung in hohem Grade zweckdien-
lich, freilich seit dem ebenberührten Anbau leider der ursprünglich
vorzüglichen Beleuchtung' theilweise beraubt. Der mächtige Ilnterbau
aber gab der Aufstellung der kleineren Antiken, Münzen und anderer
Kunstobjekte einen entsprechenden Raum, so dass im Ganzen und
Grossen behauptet werden darf, dass in Anbetracht des complicirlen
Programmes, welches die ohne alle Uebelstände unmögliche Unter-
bringung der sammtlichen Kunstschätze erforderte, die Anlage an
Ziveckmässigkeit wie an einfacher Klarheit ebensowenig übertroffen
worden ist als sie an edler Schönheit der Durchführung jedes der-
artige Gebäude der Neuzeit hinter sich zurücklässt. Von den Ge-
malden der Vorhalle wurde schon S. 403 fg. gesprochen.
R e b e r , Kunstgeschichte.
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