Bedeutender als Spanien stellten sich die Niederlande in ihrem
Kunstbetrieb der gleichen Periode dar. Mehre grosse Maler des
17. Jahrhunderts, wie P. de Hooghe, J. v. d. Meer d. J., aJ. v. d.
Heyden, M. Hobbema, W. v. d. Velde, L. Backhuysen, J. Weenix,
V. d. Heeda u. a. ragten in ihrem letzten Lehensjahre noch ins
18. Säculum hinüber, und es fehlte auch nicht an einzelnen, welche
in ihrer Blüthezeit ganz dem letzteren angehörig von dem grossen
Erbe einen nicht zu unterschätzenden Antheil erhalten zu haben
scheinen. Man erinnere sich nur an Blumenmaler wie Rachel Ruysclz
(1- 1750) und Jan Huysum (T 1'749). Die grosse Mehrzahl freilich,
Schüler oder Nachahmer der grossen Meister der Glanzzeit, wandelten
die Bahnen der Manieristen, ihren höchsten Ruhm darin suchend,
nicht selbst etwas zu gelten, sondern ihren Vorbildern äusserlich,
aber für den oberflächlichen Betrachter azum Verwechselnc ähnlich
zu werden. Es begann die traurige und leider sehr productive Zeit
der Copisten und zum Theil sogar bewussten Fälscher, von deren
trügerischen Schöpfungen die Gallerien selbst heutzutage sich noch
nicht gänzlich zu befreien vermocht. An Geschicklichkeit, die Tra-
dition noch Jahrzehnte lang fortzuschleppen, fehlte es den Nieder-
ländern auch jetzt noch nicht; die Originalität dagegen, Welche im
vorausgegangenen Jahrhundert so belebend und erfreulich in jedem
Gebiete der Malerei gesprudelt, war dahin.
Wie aber einst, nachdem sich die nationale van Eyck'sche
Schule erschöpft hatte, die Niederländer sich nach Italien gewandt,
um dort nicht etwa neue Impulse zu schöpfen, sondern geradezu als
Nachahmer in die Reihen der Manieristen einzutreten, so hatten
auch jetzt mehre Künstler, dem Beispiel Honthorsfs folgend, ihr
Heil in Italien gesucht. Selbstverständlich nur mit geringerem Er-
folge; denn während einst ein Raphael und Michel Angele als Vor-
bilder glänzten, während selbst einem Honthorst die Blüthezeit des
unteritalienischen Naturalismus entgegentrat, fanden jetzt die Nieder-
länder nur mehr das ausgelaufene Geleise von Manieristen und de-
corativen Effektmalern, deren Werth über die Geschicklichkeit, grosse
Leinwand- oder Wandflächen in flotter, reicher und in gewissem
Sinne schmuckvoller Weise zu füllen, wenig hinausging. Die Sache
wurde auch durch jene nicht verbessert, welche das Studium der
Italiener mit dem Poussin's verbanden und sich auf den Standpunkt"
der gleichzeitigen Historienmalerei Frankreichs, des sog. agTOSSGH