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tliätig, erregte er namentlich durch den marmornen Colossalcruci-
fixus, mit welchem die Munificenz des regierenden Königs von Bayern
Oberammergau beschenkte, in weitesten Kreisen Aufsehen. Von
seinen Schülern sind Conr. Knoll, Casp. Zumtbusch, und A. Hess zu
nennen, welche jedoch als Repräsentanten der neuesten Epoche
später zu besprechen sein werden.
Wien hielt mit Berlin, München und Dresden in der Bildnerei
nicht gleichen Schritt. Ob es an Talenten fehlte, ist fraglich, ge-
wiss war der Mangel an Gelegenheit zur Bethätigung im Grossen
manchen Talenten hinderlich; denn zur Zurückgezogenheit verdammt,
kann sich die Meisselkunst unmöglich entfalten. xDaS officielle
Oesterreichß sagt der gründlichste Kenner der österreichischen Kunst-
verhiillnisse B. v. Eitelberger, 211111 Ausgange der Regierung Kaiser
Franz I. ganz anders den Strömungen des deutschen Culturlebens
gegenüberstehend als am Anfangspunkt derselben, ging der monu-
mentalen Plastik systematisch aus dem Wege; diese schien dem
absoluten Slaatsprincipe, das nur den Monarchen verherrlicht, zu-
widerß Der Träger der Bildhauerei Wiens in der Periode Rauch-
Schwanthaler-Rietschel War Franz Bauer, gfb. 1798 in Wien, 1' da-
selbst nach dreissigjähriger Thätigkeit als Professor an der Akademie
1872. Hervorgegangen aus dem Atelier J. Kliebefs, welcher mit
J. Kähsmann (T 1856) einigen Namen besass, aber nicht viel mehr
als ein geschickter Techniker genannt werden kann, hatte er doch
erst in Rom unter den Auspicien Thorwaldseifs seinen streng classi-
cistischen Weg gefunden. Da ihm aber die Leichtigkeit des Schaf-
fens und künstlerische Phantasie nicht verliehen War, so sind grös-
sere Arbeiten selten und erheben sich um so weniger über das
akademische Niveau, als sein Wesen ganz im Lehrer aufgegangen
War t). Die bedeutendsten öffentlichen Werke der vormärzlißhen
Zeit entstanden durch Fremde, so das Denkmal des Kaisers Franz I.
durch Pompeo Marchesi und der Brunnen auf der Freiung durch
Lud. Schwanthaler. Auch von den zahlreichen Schülern Bauers
aus früherer und selbst noch aus neuerer Zeit, wie Tautenhuijaz,
i) Das Belvedere bewahrt eine Pietä von seiner Hand von 1841; eine Zweite
schuf er noch im Greisenalter für einen Privatmann in Triest. Die besten monu-
mentalen Arbeiten der Wiener Künstler aus den vierziger Jahren sind die Figuren
an der Faqade der Johanneskirche in der Jägerzeil von Klieber und Bauer.