Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

tischen wie in dem der romantischen Periode musste von der Mün- 
chener Plastik gesprochen werden, da beide Richtungen, der Thei- 
lung der monumentalen Thiitigkeit dieser Stadt in eine profane und 
eine religiöse entsprechend, in den dortigen Werkstätten vertreten 
waren. Es gestaltete sich daher auch naturgemäss die Münchener 
Plastik als ein Compromiss zwischen beiden, und wie die Berliner 
Plastik zwischen den Polen der Antike und der Realität kreist, so 
suchte man in München nach einem neuen Wege zwischen Classicitiit 
und mittelalterlicher Anschauungsweise. Frisches Erfassen der 
Realität lag den Bestrebungen des Münchener Meissels ferner und 
vielleicht allzu ferne; dass man aber zur Antike gravitirte, War 
weniger Ergebniss der freien Wahl der Künstler als vielmehr des 
Umstandes, dass die Anlage der Glyptothek die ersten Aufgaben 
stellte und der königliche Wille nicht. ganz ohne Zwang in die 
classische Bahn drängte. 
Was Rauch für Berlin, das ward für München Ludwig Sckwaiz- 
thaler, geb. zu München 1802 als der Sohn Franz Schwanthalefs 
("i 1820), der wie seine Vorfahren bis zum 17. Jahrhundert zurück 
gleichfalls Bildhauer war. Der Vater gehörte zu den zoptigen Glas- 
sicisten der Mengslschen Richtung und suchte dem Sohn die gleiche 
Anschauung beizubringen; aber Ludwig war vom Knabenaltci- bis 
zu seinem Tode ein schwitrmerischer Verehrer der Ritterromantik 
und befand sich also von vornehercin in einem Conflicte, welcher 
ihm jedoch desshalb nicht nachtheilig wurde, weil seine Begabung 
grossgenug war, um den vermittelnden Ausdruck zu finden. Dass 
der Akademiedirektor Langer ihm, wie einem Cornelius oder Hess 
alle Kunstbegabung abgesprochen, beweist uns nur, dass dem streb- 
samen Kunstschüler der akademische Mechanismus unzugänglich war. 
Doch hatte er sich dadurch bestimmen lassen, vorübergehend in das 
Atelier Albrecht Adam's und zur Schlachtenmalerei überzutreten, 
was indess den nicht unbedeutenden Vortheil mit sich führte, dass 
er dadurch veranlasst ward, im k. Marstall eingehende Pferdestudien 
zu machen. Noch ehe er die Akademie verliess (1825), war die 
Aufmerksamkeit König Max I auf ihn gelenkt und dadurch die Be- 
stellung von Relieffriesen zu einem silbernen Tafelaufsatze erwirkt 
werden, in welchender Künstler bei minderem Talent für die Com- 
position im Ganzen eine Gestaltungsgabe im Einzelnen, ein Feuer 
der Phantasie und eine Lebendigkeit der Formgebnng an den Tag
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.