Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

seine Modelle zu antikisiren wie in dem schönen Iffland des Berliner 
Schauspielhauses, der mit nacktemOberkörper' auf lehnelosem Sessel 
in der Weise der bekannten Menanderstatue dargestellt ist, befand 
er sich wieder in seiner Sphäre. Der geniale, doch von seinem 
gewaltigen Kunstgenossen Rauch  wie sich neuestens gesichert hat, 
imabsichtlich  verdunkelte Meister starb 1851 beinahe in Armuth. 
Die Höhe Tieckls vermochten die Gebrüder VWckmamz, Gar! 
Friedrich, geb. 1775 und Lud. Wilhelm, geb. 1788 zu Potsdam. 
nicht zu erreichen. Auch bei ihnen wurde die Sehulrichtungr 
R. Schadow's t) durch längeren Aufenthalt in den Ateliers David's 
und Bosio's in Paris und durch römische Studien unter Thorwvald- 
senis Einfluss verdrängt und deren classicistisch ideale Richtung be- 
gründet. Ihre bis an C. Friedrichs Tod (1836) Zumeist gemeinsame 
Thiitigkeit lässt ihre Werke nur schwer von einander sondern; auch 
war ihnen der Sinn für Amnuth und vollendete Durchführung in 
gleicher Weise eigen. Lieblicl1e genreartige Bildungen, wie Blumen- 
mätlchen, oder das haarschmückende und das wasserschöpfende 
Mädchen, oder Amor und Psyche (von Lud. Wilhelm modellirt) ge- 
hören daher auch zu den besten Arbeiten ihrer Werkstatt. Auch 
sie wählten für die Bildnissstatue am liebsten antike Auffassung, so 
für die nackte Marmorstatue des Kaisers Nicolaus von Russland 
oder für die classisch gewandete der Kaiserin Alexandra (beide von 
Carl Friedrich) Unbestreitbar grössere Begabung besass der leider 
frühverstorbene älteste Sohn des Altmeisters selbst, Rurlolplz- Scha- 
dozu, geb. 1786 in Rom, T dasellast 1822. Obwohl mit seinem 
Bruder Wilhelm unter den Convertiten des Overbeckschen Kreises, 
blieb er doch in seiner Kunst unberührt von den Einflüssen der 
Romantik _und verliess, von Thorwaldsen, der ihn viiterlich liebte, 
geleitet, das classisehe Idealgebiet nicht. Seine zarte und bis zur 
Schwermuth schwärmerische Natur, die den entschiedensten Gegen- 
satz gegen die realistische Prosa seines Vaters bildete, gefiel sich 
am meisten in Darstellungen von genre- oder idyllartigen Jugend- 
gestalten, von welchen die Sandalenbinderin mehrfach, die Spinnerin 
ä") Unter Schadowä Einfluss entstand noch die Sandsteinstatue des illars 1m 
Brandenburgerthor (v. C. Friedrich Wichmann). 
F") Die letztere 1m Wmterpalast zu S. Petersburg verbrannt, von L. Wilhelm 
neu hergestellt. 
	        
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