seiner Kunst gelernt, eine Lakaienstelle im Hofdienste des Königs
von Preussen annehmen müssen und war dem Hofhalt der edlen
Königin Louise zugetheilt worden. In diesem waren ihm, zwar
mit manchen Erleichterungen durch wiederholten zum Zweck der
Fortsetzung seiner plastischen Studien gewährten Urlaub, abermals
sieben Jahre vergangen, bis er endlich 1804 die oft erbetene Ent-
lassung mit einiger Pension behufs einer Studienreise nach Italien,
erlangte. Seit 1805 in Rom hatte er jedoch das Glück sofort in
einen erlesenen Kreis von Künstlern, Archäologen, Kunstfreunden
und Dichtern einzutreten, wie er sich damals im Hause des preussi-
sehen Ministerresidenten W. v. Humboldt gebildet hatte. Der Vor-
theil, Welchen der ebenso mittheilungsbedürftige als empfängliche
junge Mann in kurzer Zeit aus diesem Verkehre zog, äusserte sich
schon in seinem ersten grösseren selbständigen Werket), zu Welchem
er den Auftrag von der Heimat erhalten hatte, nemlich in dem
niarmornen Grabdenkmal seiner ehemaligen Gebieterin der Königin
Louise. Dass der Künstler mit diesem 1814") vollendeten Werke
mehr geleistet als sein Lehrer mit den ungefähr gleichzeitig in An-
griff genommenen Standbildern Blücl1er's und Lutl1er's kann wohl
kaum im Ernste geleugnet werden. Der von Schadow gestreute
Same War dabei keineswegs verloren; Rauch aber wusste die rea-
listische Grundlage durch eine Anmuth und Emptindmg, vor Allem
aber durch einen Schönheitssinn zu verklären, der die an sich gün-
stige Aufgabe weit über das hinaus steigerte, was Schadow's pro-
saische Natur daraus hätte machen können. Es war damit der
richtige Weg für die moderne Plastik gefunden, Welche ihre Haupt-
aufgaben fortan nicht mehr in Religion, Mythus und Allegorie, son-
dern im geschichtlichen und Porträtbilde finden sollte. Da aber das
Wesen der Bildnerei der Verklärung durch eine gewisse Ideaiität der
Vorher hatte er schon das später (1827) für W. v. Humboldt (Tegel) aus-
geführte "sitzende lilädcllen", das Relief "der verwundete Mars bei Venus" für
denselben, und ein anderes "Phädra und Hippolit" für den russischen Baron
Balk, wie auch mehrere Büsten geschaffen.
i") In dem von Schinkel gebauten Mausoleum zu Charlottenburg. Das Werk
wurde auf dem Wege von Livorno mit dem Schiffe, welches es trug, von einem
amerikanischen Kaper erbeutet, aber von einem englischen Schiffe wieder
genommen. In freier, etwas vereinfachter Wiederholung zu Potsdam (1828 aus-
geführt).