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Titel, noch mehr aber die Erörterungen in den Werken selbst wie
in Seinen xKUHStiIDSiChtGDQ zeigen übrigens, dass er gerade das Ent-
gegengesetzte von dem, was Polyklet angestrebt hatte, wollte, nem-
lieh das Besondere statt des Allgemeinen, das Individuelle statt des
Typischen. Dass damit in manchem Betrachte viel gewonnen war,
ist nicht zu leugnen; dass aber Schadow diese Studien in einer alle
Schönheit und Poesie ertödtenden Nüchternheit betrieb und das
Künstlerische immer mehr aus dem Auge verlor, wird durch jede
Seite seiner Schriften und den Eifer in Auffindung der Abweichungen
verschiedenster Art klar. Die Erstarrung aller künstlerischen Prin-
cipien verräth auch der Abriss der Berliner Kunstentwicklung in
den dreissiger und vierziger Jahren, der den letzten Theil seiner
Memoiren überwiegend ausmacht und fast ohne eigenes Urtheil vor-
zugsweise sich an den Beifall fürstlicher Beschauer klammert, deren
Aeusserungen gewiss nicht auf orakelhafte Publication berechnet
waren. Der nicht genauer unterrichtete Leser der Schadoufsehen
wKunstansichtenc wird an der Stelle wAus der Werkstatt meines
alten Freundes, des Bildhauers Buhl in Gasse], sind ausser seinen
beiden Söhnen auch andere gute Künstler hervorgegangene schwer-
lich zwischen den Zeilen lesen, dass zu den letzteren Rauch gezählt
werden müsse. In der That hätte der Altmeister diese Hindeutung
auf einen Stern erster Grösse, der ihn damals (1847) längst Weit
überstrahlt hatte, wohl etwas bestimmter fassen dürfen, wie er
überhaupt, um gerecht zu sein, in seinen wKunstansichtena die
Schöpfungen seines glücklichen Nebenbuhlers mehr hätte betonen
müssen als die gewöhnlichste Ausstellungswaare der gleichzeitigen
Malerei]
Clwiszfian Daniel Rauchm), 1777 als der Sohn eines fürstlichen
Kannnerdieners zu Waldeck geboren, hatte, nachdem er seinem
Drange folgend 1790-1797 bei den Bildhauern Valentin in Halsen
und J. (Ihr. Ruhl (1- 1842) in Gasse] das Handwerk]ich-Technische
Dr. G. Schadaw,National-Physiognomien oder Beobachtungen über den Unter-
schied der Gesichtszüge und die änssere Gestaltung des menschlichen Kgpfes,
als Fortsetzung des Polyklet. Berlin 1835. 29 Tafeln mit Text.
4') Kunstwerke und Kunstansicluten. S. 231.
M") Fr. Eggers, Christian Daniel Rauch. I. Band. Nach des Verfassers Tode
herausgegeben von G. Eggers. Berlin 1873. F. Iüegler, (Ihr. Dan. Rauch. Deut-
sches Kunsthlatt. 1858. S. 33 fg