Zehntes
(lapitel.
Plast
Es ist schon erwähnt werden, dass Berlin in dieser Periode
im Gebiete der Plastik und Architektur ebenso entschieden die
modernen Wege zeigte, als es in der Malerei hinter München und
Düsseldorf zurückgeblieben war. Der Wiederaufschivung der Bild-
nerei in Berlinf) reicht sogar in frühere Zeit zurück, als jener der
deutschen Malerei überhaupt, wie J. G. Schadoufs erstes Auftreten
(vgl. S. 84 fg.) zeigt. Doch scheint man neuestens geneigt zu sein,
die künstlerische Stellung Schad0w's zum Nachtheil Th0rwaldsen's
und selbst Rauchis über Gebühr emporzuschrauben. Bewunderns-
würdig gesund zwar waren des alten Meisters Kunstanschauungen;
auch fehlte es ihm weder an Energie noch an Geschick, dieselben
gegen die verrotteien Zustände, aus denen er erwachsen war, zur
Geltung zu bringen; aber es gebrach ihm bei überwiegend prosaischem
Naturell doch zu sehr an jenem Schwung der Phantasie, den die
Kunst nimmermehr wird entbehren können. Hätten es ihm die in
der napoleonischen Zeit zumal in Berlin der Kunst durchaus un-
günstigen Zeitumstände vergönnt, eine umfassendere Kunstthätigkeit
zu entfalten, so würde diess sicher sogar noch mehr zu Tage getre-
ten sein.
L
W. Lübke, die moderne Berliner Plastik. Westermanlfs deutsche Monats-
hefte 1858. Kunsthistorische Studien. Stuttg. 1869. S. 463. fg.