Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

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schon auf der Schwelle der neuesten Richtung der Malerei stehen, 
wie auch die unvergleichlichen Werke der ieltpiarellisten R. Alt aus 
Wien und O. Werner aus Leipzig, die bis jetzt unübertroffen unter 
allen neueren Architekturmalern die Palme verdienen. 
Das Stillleben endlich ist in dieser Periode nur von einem 
Meister hervorragend vertreten, nemlich von dem Düsseldorfer J. W. 
Preyer aus Eschweiler, Welcher in der beinahe mikroskopischen 
Durchführung von Blumen, Früchten Lind Geschirrcn wahrhaft Stu- 
pendes leistete. Neben ihm und seiner Tochter E. Prcyer sind die 
Düsseldorfer J. Lelmcr und L. Holthausen, wie der Berliner E. Schart- 
mamz höchstens zu nennen, da sie insgesammt auf selbstständige 
Bedeutung keinen Anspruch zu erheben vermögen. 
Es ist im Wesen der ganzen Richtung begründet, dass sowohl 
nach Umfang als nach Bedeutung das Schwergewicht der Malerei 
dieser im Ganzen und Grossen wmonumentalena Kunstperiode im 
Historienbilde liegt. Von den anderen Gebieten haben vornehmlich 
die idealen Zweige geblüht, wie von der Landschaft die classisch- 
heroische, historische oder die romantisch-ideale, vom Genre Märchen 
und Legende oder Familienglück und tragische Schicksalsschläge. 
Selbst das noch mehr auf Naturstudium basirt.e Thierstück kennt 
bei den meisten Vertretern keine volle Unmittelbarkeit und treue 
Naturwiedergabe, und ist deshalb schwach, wenn es nicht die ideale 
Seite wie im landschaftlichen Idyll oder in der Thierfabel heraus- 
kehrt und überhaupt die Darstellung der den menschlichen verwandten 
Thieraffekte anstrebt, während Stillleben wie Blumen- und Früchten- 
malerei zwar in monumentaler Decoration eine nicht geringe Rolle 
spielen, aber unstylisirt keine Selbstständigkeit zu erobern vermögen. 
Wir werden nun im folgenden Buche sehen, wie die Gegenwart 
sich auf den entgegengesetzten Standpunkt stellte und das Natur- 
studium, statt es lediglich als Mittel zum Zwecke zu cultiviren, geradezu 
als das Wesentlichste betrachtet, wobei dann zumeist der Inhalt und 
namentlich der ideale von der Entfaltung eines reichen realistischen 
und coloristischen Vortrags verblasst und hinschwindet. 
Reber, 
Kunstgeschichte. 
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