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schon auf der Schwelle der neuesten Richtung der Malerei stehen,
wie auch die unvergleichlichen Werke der ieltpiarellisten R. Alt aus
Wien und O. Werner aus Leipzig, die bis jetzt unübertroffen unter
allen neueren Architekturmalern die Palme verdienen.
Das Stillleben endlich ist in dieser Periode nur von einem
Meister hervorragend vertreten, nemlich von dem Düsseldorfer J. W.
Preyer aus Eschweiler, Welcher in der beinahe mikroskopischen
Durchführung von Blumen, Früchten Lind Geschirrcn wahrhaft Stu-
pendes leistete. Neben ihm und seiner Tochter E. Prcyer sind die
Düsseldorfer J. Lelmcr und L. Holthausen, wie der Berliner E. Schart-
mamz höchstens zu nennen, da sie insgesammt auf selbstständige
Bedeutung keinen Anspruch zu erheben vermögen.
Es ist im Wesen der ganzen Richtung begründet, dass sowohl
nach Umfang als nach Bedeutung das Schwergewicht der Malerei
dieser im Ganzen und Grossen wmonumentalena Kunstperiode im
Historienbilde liegt. Von den anderen Gebieten haben vornehmlich
die idealen Zweige geblüht, wie von der Landschaft die classisch-
heroische, historische oder die romantisch-ideale, vom Genre Märchen
und Legende oder Familienglück und tragische Schicksalsschläge.
Selbst das noch mehr auf Naturstudium basirt.e Thierstück kennt
bei den meisten Vertretern keine volle Unmittelbarkeit und treue
Naturwiedergabe, und ist deshalb schwach, wenn es nicht die ideale
Seite wie im landschaftlichen Idyll oder in der Thierfabel heraus-
kehrt und überhaupt die Darstellung der den menschlichen verwandten
Thieraffekte anstrebt, während Stillleben wie Blumen- und Früchten-
malerei zwar in monumentaler Decoration eine nicht geringe Rolle
spielen, aber unstylisirt keine Selbstständigkeit zu erobern vermögen.
Wir werden nun im folgenden Buche sehen, wie die Gegenwart
sich auf den entgegengesetzten Standpunkt stellte und das Natur-
studium, statt es lediglich als Mittel zum Zwecke zu cultiviren, geradezu
als das Wesentlichste betrachtet, wobei dann zumeist der Inhalt und
namentlich der ideale von der Entfaltung eines reichen realistischen
und coloristischen Vortrags verblasst und hinschwindet.
Reber,
Kunstgeschichte.
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