zu Zittau) durch seine Eichengruppen, Welche gleichfalls dem Princip
der Arbeitstheilung im Fache der Kunst wohl allzusehr huldigen
dürften.
Dagegen erhoben sich zwei Münchener Meister zu höherer und
universeller Bedeutung: Ed. Schleich, geb. 1817 zu Haarbach bei
Vilsbiburg, 1- zu München 1874, und Jul. Lange, geh. zu Darmstadt
1817. Was den ersteren betrifft, so genoss man im vergangenen
Jahre in den Räumen des Münchener Kunstvereins das seltene
Schauspiel einer zusammenhängenden Vorstellung des Entwicklungs-
ganges dieses vielbedauerten Opfers der jüngsten Cholera-Epidemie.
War überhaupt einer der Neueren von Wesentlichem Einfluss auf
dieses in der Hauptsache autodidaktisch nach der Natur und nach
den Niederländern sich bildenden Meisters, so ist diess Rottmann in
seiner späteren Periode gewesen. Doch war ein Gängeln seines
Genius nicht lange nöthig und möglich. Mit einer seltenen Empfin-
dung für landschaftliche Gesammtwirkung und die Sprache der Natur
begabt, warf er sich bald ihr ganz in die Arme, und sie erschloss
ihm ihre Geheimnisse in der überrasehendsten Weise. Ohne zum
Intimisten in französischem Sinne zu werden, begnügte er sich
doch auch nicht mit formaler Schönheit, sondern strebte mehr und
mehr und dadurch wurde er für München zum Bahnbrecher der
neuesten Richtung nach tieiinnerlichem und stimmungsvollem
Totaleindruck. Dem Zauber seiner Farbe konnte sich kein Auge
entziehen, und doch hatten wenige Beschauer eine Ahnung davon,
wie wenig andere Farben als grau und braun auf seiner Palette
Sassen, da seine seltene Kenntniss von Contrastwirkung anderer nur
sehr spärlich bedurfte. Daher macht auch seine Farbe niemals
den Eindruck zufälliger Wahl, sondern der Nothwendigkeit und ab-
soluten YVahrheit. J. Lange dagegen, aus der Schule J. W. Schir-
mer's in Düsseldorf hervorgegangen, hatte sich, seit er nach München
übergesiedelt war, dem Studium der Gebirgslandsehaft zugewandt
und sich im tiefen Alpenlande jenes thaufrische Colorit angeeignet,
das zuweilen zu schillerndem Uebermaass der Spektralfarben führte.
Vielleicht waren es gerade jene später wieder abgestreiften Experi-
mente, wozu ihn besonders das Farbenspiel der oberitalisehen Seen
gereizt zu haben scheint, welche die Aufmerksamkeit Italiens auf
ihn lenkte, und seine Uebersiedlung nach Mailand veranlasste. Mit
der Rückkehr zu den nördlichen Alpen hatte er indess den rechten