Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

Heinleins verineidend suchte dessen Freund Uhr. F. B. Blorgenste-rn, 
geb. 1805 zu Hamburg, T 1867 zu München, vielmehr düstere 
Schluchten, Hohlwege, Giessbäche, Wald und Sumpf, tiefen Schatten, 
Sturm und Nacht, wozu auch seine kecke, derbe Technik in Oelfarlae 
tmd mit der Radirnadel sich vorzüglich eignete. Vielfach den von 
Norwegen beeinflussten Stimmungsmalern verwandt, wie er auch 
seine Studien im scandinavischen Norden begonnen hatte, besass er 
doch zu lebhaften Sinn für die Form, als dass er zur Vernachlässi- 
gung derselben und zur Maasslosigkeit geführt werden konnte. Als 
einer seiner hervorragenderen Jünger ist J. Sclzertel, geb. zu Augs- 
burg 1810, 1' zu München 1869, zu nennen. 
Im entschiedensten Gegensatze zu Morgenstern und vielmehr 
von Rottmann beeinflusst erwählte sich llI. Haushofer, geb. zu 
Nymphenbmg 1811, "l" 1866 zu Starnberg, mit Vorliebe weite Fer- 
nen am duftigen Morgen oder in sonniger, gewitterdrohender Mit- 
tagsschwüle. Blinkende, kaum bewegte Seeflächen in grossartiger, 
glänzender Waluheit bildeten sein Hauptgebiet, namentlich seit er 
die Fraueninsel des Chiemseds, welche es für ihn im bur-hstülalichsteii 
Sinne ward, da er dort seine Lebensgefährtin gefunden, als den 
Mittelpunkt seines Schaffens erwählt hatte. Nichts stört die feier- 
liche Sonntagsstille, welche sich über die dunstige Perspektive breitet 
und mit Wonne versenkt sich der Beschauer in die leidenschaftslose 
Tiefe der Naturruhe. Haushofefs Berufung an die Prager Akademie 
1844 entzog ihn nur zeitweilig dem Münchener Kreise, dem sein Herz 
angehörte. 
J. G. Steffan, geb. 1815 bei Zürich, scheint sich besonders der 
Darstellung des Gesteins der Gebirgswelt gewidmet zu haben. La- 
byrinthe aus verwitterten, von der Vegetation beleckten Felsblöcken, 
zumeist in schäumenden Gebirgswassern, sind sein liebstes Object 
und mit virtuoser Naturwahrheit, wenn auch nicht ganz unmanierirt 
behandelt. Ihm schloss sich, zwar nicht als Schüler, aber doch der 
Richtung nach C. Millner, geb. 1816 zu Mindelheim, an, welcher 
indess dem Vorwurf der Handfertigkeit und fabrikmässiger Ausbeu- 
tung der errungenen Geschicklichkeit schwerlich entgehen dürfte. 
Ebenso ermüdete A. Zwengauer (geb. 1810 zu München) durch die 
unerquickliche Wiederholung einer wohlgelungenen Abendhimmel- 
Färbung nach Sonnenuntergang, einer bedauerlichen Erscheinung von 
einseitigem Virtuosenthum. Nicht minder M. Zimmernzann (geb. 1811
	        
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