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Buch.
Cap
Landschaft,
Architekturbild
Stil
und
Heben.
Unter den Meistern der idealen Landschaft stellen sich den
Vertretern des classischen Bodens zwei Düsseldorfer als die Haupt-
repräsentanten der romantischen Landschaft gegenüber: K. F. Lessing
und J. W Schirmen Des ersteren ist als eines der Häupter der
Historienmalerei der rheinischen Schule bereits eingehend gedacht
werden. (S. 389. fg.) Ein Besuch auf Rügen und ein Bild des
romantischen Stimmungslandschafters Friedrich hatten ihn für das
Reich des Pinsels gewonnen, und schon in seinem zwanzigsten Jahre
überraschte sein ungewöhnliches Talent mit dem sKirchhofk das
Berliner Publikum. Denn die romantische Melancholie seines Motivs
beschränkte sich nicht auf die oft ganz poesie- und gedankenlose
Schmerzseligkeit und Hypochondrie der meisten Romantiker, sondern
fesselte durch eine Empfindung, die ebenso gedanken- als gemütli-
anregend sich der bedeutungsvolleren Lyrik jener Zeit an die Seite
stellen darf. Dazu kam, dass nach langer Entfremdung dieses Kunst-
zweiges von unmittelbarer Natur hier wieder lebendige Beobachtung
derselben und zwar in ihrer Gesammterscheinung sich aussprach.
Der sKlosterhof im Schneect) mit dem Zug betender Nonnen im
Kreuzgang, welcher sich einem Katafalk nähert, überbot sein erstes
Bild noch beträchtlich und Wirkt in der Stimmung der Landschaft
durch die Beleuchtung und die schwerwiegende Staffage trefflich zu
einheitlichem Ausdrucke zusammen. Seine Uebersiedlung nach
Düsseldorf veranlasste ihn nun sich zunächst überwiegend der Histo-
rienmalerei zu widmen; doch regten die Rheinlande mit den benach-
barten Gebirgen seinen landsehaftlichen Sinn zu mächtig an, als
dass er sich seiner früheren Richtung für die Dauer hätte entschlagen
können. Drei treffliche Werke in Intervallen von je zwei Jahren
1835-1839 entstanden, die sLandschaft mit der Brandstättea, die
wtausendjährige Eichee und die i)EichenwaldlandschaftxM) zeigen
den Meister von den sonnigen Rheingebirgen mit den weiten klaren
Fernsichten berührt und der sorgfältigsten Wiedergabe ihres Eindruckes
im Ganzen wie im Detail hingegeben. Die Romantik zieht sich mehr
auf Beiwerk und Staffage zurück, manchmal fast fremdartig erschei-
nend in der frischen Unmittelbarkeit der Natur, wie an dem ritter-
lichen Ehepaar, das vor dem Andachtsbilde der hundertjährigen Eiche
g) (1328) Im Wallraf-Hichartfschen Museum zu Cöln. Nr. 962.
M) Die drei Gemälde im StädeFschen Museum zu Frankfurt. NP-
371-
373.