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IIL
Buch.
Cap-
Bildniss
md
Genre.
führte als geschickter Porträtmaler manchen Studienk0pf'bildnissartig
mit grossem Beifall durch.
Die Tage der Glanzzeit des Genre nahten indess heran. S0
lange die Form vorherrschend gewesen und Farben- wie Beleuch-
tungseffekte wie jene Wirkungen, welche die Zeichnung nimmermehr
hervorbringen kann, nur nebensächlich in Betracht kamen, konnte
die deutsche Genremalerei die Höhe der Niederländer nicht erreichen.
Die monumentale und ideale Kunst verlangt Formbestimmtheit, das
Genre, welches das Leben in seiner naiven Alltäglichkeit, das wesent-
lich formlos ist und mehr von Stimmungen beherrscht wird, wieder-
zugeben hat, verlangt Meisterschaft in Farbe und Lichtführung. Der
Werth der Form muss namentlich da zurücktreten, wo sie nicht
schön sein kann, wie diess im Genre zumeist der Fall. Folgerichtig
muss daher die künstlerische Schönheit auf anderen Gebieten gesucht
werden, und ist für das Genre nach dem Vorbilde der grossen
Holländer auch in der nächsten Periode gefunden worden. Alle
grossen Genremeister des ebenbehantlelten Zeitabschnitte verdanken
ihre Bedeutung zum grossen Theile einem Vorgreifen oder dem
theilweisen Uebertritt in die neue Richtung.