schaft dem Hornvieh keineswegs untergeordnet erscheint, weshalb
der Künstler wie Habenschaden füglich auch den Meistern der Land-
schaft beigezählt werden könnte.
Wien, dessen Richtung nach dem früher Dargelegten doch
dem Genre sehr günstig war, besitzt gleichwohl in der behandelten
Periode auch in diesem Zweig nicht viele namhafte Künstler. Es
kostete Mühe sich von dem an der Wiener Akademie ebenso wie
in Dresden und mehr als an allen übrigen Malerschulen eingebür-
gerten Verfahren, die Niederländer nachzuahmen und somit die
Natur immer durch fremde Brille zu sehen, loszureissen und dem
in systematischer Beharrlichkeit gepredigten Manierismus den Gehor-
sam zu kündigen. Das Verdienst dieser That gebührt Ferd. G. Wald-
müller, geb. 1793 zu Wien, 1' daselbst 1365. Nach langem Herum-
irren in seinem Berufe und zunächst mit dem Bildnisse beschäftigt
war er endlich durch Naturstudium für Portrathintergründe auf den
Gedanken gekommen, die Galleriestudien ganz aufzugeben und von
vorne beginnend lediglich mit der Natur zu rechnen. Wie die Hin-
gebung, so war auch der Erfolg. Nach bedeutsamen Stoffen suchte
er nicht; aber seine ungewöhnliche Wärme des Gemüthes machte
aus den einfachsten Vorwürfen Idyllen der reizendsten Art. Seine
Gegenstände waren meist dem Landleben, am liebsten der Kinder-
welt entnommen. Ein auf dem Schoosse der Mutter zappelnder und
vom glücklichen Vater betrachteter Säugling, ein schlafendes Wiegen-
kind, vom älteren Schwesterchen bewacht, blumenpflückende Ge-
schwister, Kinder im Walde bei anbrechendem Frühling, Grosspapsüs
Namenstag, Christabend, Heimkehr von der Schule, Lohn und Strafe,
waren seine liebsten Gegenstände. Doch, welches Ensemble, welche
einfache, gesunde anspruchslose Lust! Auch im weiteren Verlauf
des menschlichen Lebens genügt ihm das Gewöhnlichste, Abschied
von Hause, Krankheit, Genesung, Eheleben, Ruhe des Greises. Die
Vorgänge werden nicht trivial, weil sie mitgefühlt und so ursprüng-
lich wiedergegeben sind, dass sie uns ewig neu erscheinen. Mit
seinem Gegenstand innen und aussen vertraut, weiss er auch den
fesselnden Ausdruck mit einem unvergleichlich feinen coloristischen
Vortrag zu verbinden. Doch datierte es lange, ehe der Meister in
seiner Heimat erkannt wurde; erst mussten Dutzende von Bildern
in's Ausland, vornehmlich nach England wandern und der Künstler
Selbst in drückender Noth zum Greise werden, bis der Bann brach